Dritte Goldene Palme für Michael Haneke?

Produktionsfoto von Hanekes neuem Film „Happy End“ mit Jean-Louis Trintignant.
Produktionsfoto von Hanekes neuem Film „Happy End“ mit Jean-Louis Trintignant.(c) Schoemitz-Gavriel/Wega Film
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„Happy End“ ist im offiziellen Wettbewerb.

Eine bürgerliche Familie in Calais, im Zentrum ein alter Mann (Jean-Louis Trintignant), der sich seiner Geschichte erinnert: „Happy End“ von Michael Haneke wird heuer im offiziellen Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes gezeigt. Trintignant spielte zuletzt in Hanekes Sterbedrama „Amour“ – mit der im Jänner verstorbenen Emmanuelle Riva. In „Happy End“ sind Isabelle Huppert, Toby Jones, Mathieu Krassovitz zu sehen. Gedreht wurde der Film im nordfranzösischen Calais. „Wir sind spät fertig geworden“, berichtete Hanekes Stammproduzent Veit Heiduschka der APA: „Haneke wollte keinen Rohschnitt nach Cannes schicken. Er hat lang um den Stoff gerungen. Ursprünglich wollten wir einen anderen Film machen, haben aber die Finanzierung nicht zustande gebracht“, so Heiduschka.

Er betonte auch, dass die Flüchtlingskrise, die in Calais besonders dramatisch war, weil Immigranten versuchten, durch den Eurotunnel nach England zu gelangen, mit „Happy End“ nichts zu tun habe: „Es hat sich thematisch ergeben, dass die Figur des Sohnes im Film damit befasst ist. Aber es ist ein Familienporträt“, erläuterte Heiduschka. Das Filmmotto spricht für sich: „Rund um uns die Welt und wir in ihrer Mitte: Blind“.

Haneke hat bereits zweimal die Goldene Palme in Cannes gewonnen: 2009 für „Das weiße Band“, 2012 für „Amour“, für diesen Film bekam er dann auch den Auslands-Oscar. Heuer könnte er die dritte Goldene Palme erhalten. Das Festival läuft von 17. bis 28. Mai. 18 Werke wurden für den offiziellen Wettbewerb ausgewählt. Konkurrenz bekommt Haneke diesmal u. a. vom deutschen Filmemacher Fatih Akin, der zehn Jahre nach „Auf der anderen Seite“ mit „Aus dem Nichts“ eingeladen wurde. Zum wiederholten Mal im Wettbewerb sind Sofia Coppola („The Beguiled“) und Todd Haynes („Wonderstruck“), ferner der Grieche Yorgos Lanthimos („The Killing of a Sacred Deer“) sowie der Franzose Arnaud Desplechin, der mit seinem mit Marion Cotillard und Charlotte Gainsbourg besetzten Drama „Les fantômes d'Ismael“ die 70-Jahr-Jubiläumsausgabe eröffnen wird.

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Mit Coppola, Lynne Ramsay („You Were Never Really Here“) und Naomi Kawase („Hikari“) finden sich drei Regisseurinnen in der traditionell sehr männerdominierten Hauptkonkurrenz. Hollywood-Studioproduktionen hingegen fehlen im Aufgebot gänzlich, dafür ist der US-Streamingdienst Netflix mit gleich zwei Produktionen vertreten: dem Actionfilm „Okja“ des Südkoreaners Bong Joon-ho mit Jake Gyllenhaal und Tilda Swinton und der Indie-Komödie „The Meyerowitz Stories“ des US-Amerikaners Noah Baumbach mit Dustin Hoffmann, Ben Stiller und Adam Sandler.

In die renommierte Nebenschiene Un Certain Regard schaffte es mit „Western“ eine deutsch-österreichische Koproduktion. Valeska Grisebach drehte den Film in Bulgarien: Deutsche Bauarbeiter werden in der Fremde von Abenteuerlust übermannt. Barbara Alberts Filmproduktion Coop99 war auch bei „Toni Erdmann“ beteiligt. (APA/bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2017)

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