Starke Frauen und Politik beim Identities-Festival

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Der israelische Film „Bar Bahar“ eröffnet das queere Filmfestival.

In ihrer Heimat hat der Debütfilm der palästinensischen Regisseurin Maysaloun Hamoud die Wogen hoch gehen lassen. Sie bekam Morddrohungen, eine Fatwa verurteilte den Film als islamfeindlich. Die arabisch geprägte Stadt Umm al-Fahm im Norden Israels, Heimstätte vieler islamischer Fundamentalisten, verbannte den Film aus ihren Kinos. Der Bürgermeister habe sie eine Ketzerin genannt, sagte Hamoud dem „Hollywood Reporter.“ Seine Rede habe er so begonnen: „Ich habe den Film nicht gesehen, aber . . .“

Dabei ist „Bar Bahar“ äußerst sehenswert. Er erzählt eindringlich, bisweilen schmerzhaft und in schönen Bildern von drei Palästinenserinnen, die in einer einengenden Gesellschaft nach Freiheit und Selbstbestimmung streben: Die partyfreudige Strafverteidigerin Laila, die lesbische Musikerin Salma und die schüchterne religiöse Muslima Nour (aus Umm al-Fahm), deren Verlobter sie schon als sein Eigentum betrachtet. Heute, Donnerstag, ist der Film im Gartenbaukino zu sehen: Er eröffnet das Festival Identities, das noch bis 18. Juni im Filmcasino und Metro Kinokulturhaus rund 90 Filme zeigt.

Wie gewohnt geht es beim biennalen, zweitgrößten Filmfestival Wiens um Vielfalt und (sexuelle) Identität (Queer Film Festival heißt es auch im Untertitel). Heuer ist das Programm explizit politisch, Schwerpunkte widmen sich dem Feminismus und der Zivilgesellschaft. Viele Filme waren internationale Festivalhits und sind erstmals in Österreich zu sehen: Etwa „Naz & Maalik“ und die Doku „Out in the night“, beide über junge Schwarze in New York, oder die bittersüße Coming-of-Age-Geschichte „First Girl I Loved“. Ebenfalls unter den Highlights: der französische Liebesfilm „Théo et Hugo“, der bei der Berlinale 2016 begeisterte. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2017)

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