Tefaf erobert die neue Welt

Die Galerie Gmurzynska war mit ihrem futuristischen Stand ein Blickfang der Messe.
Die Galerie Gmurzynska war mit ihrem futuristischen Stand ein Blickfang der Messe. (c) Tefaf
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Mit der neuen Moderne-Messe in New York gelingt den Tefaf-Betreibern der längst überfällige Expansionsschritt.

This is a very Park Avenue affair“, schreibt die „New York Times“ über das New-York-Debüt der Tefaf Spring. Und tatsächlich haben die Betreiber der The European Fine Art Fair (Tefaf), der weltweit führenden Messe für Kunst und Antiquitäten, im prachtvollen Bau der Armory eine elitäre Messe für Moderne und Design hingestellt, die trotz der Messedichte in diesem Land eine Lücke füllt. Dem holländischen Designer Tom Postma ist es mit edlen Materialien, minimalistischem Standdesign und aufwendigem Blumenschmuck gelungen, die DNA von Maastricht in die Upper East Side Manhattans zu transportieren.

Maastricht-Feeling. Nach der Tefaf New York Fall, die im Herbst 2016 Premiere feierte, konzentrieren sich die 93 Händler der Frühjahrsmesse auf Moderne, Gegenwartskunst und Design. Ganz konsequent zieht die Tefaf diese Abgrenzung aber nicht durch. Man trifft auf antike griechische Skulpturen, Stammeskunst und Asiatika. „Das gibt der Messe das typische Tefaf-Feeling. Außerdem passen gerade Antike und Asiatika hervorragend zu modernem Design“, sagt Tefaf-CEO Patrick van Maris van Dijk im Gespräch mit der „Presse“. Ihm geht es darum, den betuchten amerikanischen Sammlern ebenso wie dem lokalen Handel vor Augen zu führen, was die Tefaf kann. „Die beiden Messen sind ein großer Erfolg. Jetzt hoffen wir, dass wir die Sammler und Händler auch nach Maastricht bringen“, so der Tefaf-Chef. So seien auch viele Besucher aus Südamerika gekommen, eine geografische Region, die bisher für die Tefaf ein blinder Fleck war. Dies betrifft auch Asien, das als nächster Expansionsschritt auf der Agenda stehen könnte. „Wir schließen eine weitere Expansion nicht aus, und Asien wäre schon interessant für uns“, sagt Patrick van Maris van Dijk. Zumal die Chinesen gerade die europäischen Alten Meister entdecken.

Die meisten Händler sind in der großen Exerzierhalle untergebracht, andere in den ehemaligen Offiziersräumen. In einem solchen hat etwa die Galerie Gmurzynska einen spektakulären Stand hingestellt. Sie hat den französischen Eventarchitekten Alexandre de Betak engagiert, der den Raum mit Folie in Betonfarbe, in die LED-Streifen eingelassen sind, ausgekleidet hat. Vor diesem schimmernden Raster kamen die farbintensiven Werke der russischen Konstruktivisten und auch Arbeiten von Fernand Léger, Tom Wesselmann und des Chilenen Roberto Matta besonders zur Geltung. Das Hauptwerk war „Ouvrir les bras comme on ouvre les yeux“ von Matta, das für rund eine Million US-Dollar in eine Privatsammlung wechselte.

In der Exerzierhalle haben die Wiener Händler Wienerroither & Kohlbacher ihren Stand. Blickfang ist ein Kopf von Basquiat in einem genagelten und mit Zeichnungen verzierten Rahmen. Eigentlich sind es zwei Werke Basquiats: Der Rahmen stammt aus dem Projekt „Luna Luna“ von André Heller, der später auch den Kopf erstand und die beiden Werke zu einem zusammenfügte, das jetzt für sechs Millionen Dollar zu haben ist. „Das Interesse an Basquiat ist sehr groß. Sogar Leonardo DiCaprio hat ihn sich angesehen“, erzählt Alois Wienerroither. Mit der Messe sind sie zufrieden, wenn auch bis zum vorletzten Messetag erst ein Verkauf abgeschlossen war, eine Arbeit von Kubin. „Wir haben sehr viele neue Kontakte gemacht, darunter auch ein ganz wichtiger US-Sammler. Allein dafür war es gut, hier dabei zu sein“, sagt Wienerroither. Neben Basquiat habe es viel Interesse an Schiele gegeben. Basquiat ist auf der Messe mehrmals anzutreffen, auch bei Schiele haben W&K Konkurrenz von Richard Nagy.

Spricht man mit den Händlern, hört man, dass die Verkäufe insgesamt zwar gut, aber nicht außergewöhnlich wären. So gab es die meisten Verkäufe am Preview-Tag, viele davon wurden aber schon im Vorfeld angebahnt. Michael Beck von der deutschen Galerie Beck & Eggeling beobachtet auf den Messen eine gewisse Ermüdung bei den Sammlern. „Die Kaufentscheidungen fallen schleppender. Es scheint, als wären die Sammler mit weniger Herzblut dabei“, so Beck. Er hat sich für einen Solostand mit Manolo Valdés entschieden. „Er lebt seit 25 Jahren in New York und ist auch bei Südamerikanern beliebt“, begründet Beck seine Entscheidung. Er hatte bis Samstag bereits das Bild „Dorothy“ um 370.000 Dollar und eine Skulptur verkauft. Auch die Galerien Lisson und Ben Brown Fine Arts setzen auf Soloshows: Lisson mit Arbeiten von Carmen Herrera, Ben Brown zeigt Fontana. Bei den Galerien mit zeitgenössischer Kunst fällt auf, dass sie alle auf Klassiker setzen. Das liegt vermutlich einerseits daran, dass die Messe für zeitgenössische Kunst, Frieze Art Fair, gleichzeitig ihr Zelt auf Randall's Island aufgeschlagen hat. Anderseits steht die Tefaf auch traditionell für die gut abgesicherte Ware.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2017)

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