"Medien sollen helfen, Barrieren abzubauen"

Studie ortet verengte Sicht auf Menschen mit Behinderung: arme Opfer oder tapfere Helden.

Menschen mit Behinderung werden in Medien meist „schubladisiert: in arme Opfer oder tapfere Helden“. Das sagte Maria Pernegger am Mittwoch im Bundeskanzleramt bei der Präsentation einer Studie über die Präsenz von Menschen mit Beeinträchtigung in österreichischen Medien. 60 bis 70 Prozent der einschlägigen Berichte in Boulevardblättern ließen sich in diese Kategorien einordnen, ergab die unter anderem von der Volksanwaltschaft und dem Telekom-Regulator RTR finanzierte Studie von MediaAffairs.

Darin wurde auch eine thematische Verengung beobachtet: Mehr als die Hälfte der Berichterstattung sei nur drei Themen gewidmet: Sportunfällen von Prominenten, Paralympics und Charity. Pernegger rief die Medien auf, Menschen mit Behinderung respektvoll und realitätsnah zu begegnen und die Vorurteile und Barrieren in den Köpfen abzubauen.

Am Beispiel ORF lobte sie Sendungen wie „Bürgeranwalt“; in der Vorweihnachtszeit – gemeint ist die Aktion „Licht ins Dunkel“ – sei aber ein Paradigmenwechsel wichtig, weil der ORF noch stark die Opferperspektive einnehme. Generaldirektor Alexander Wrabetz meinte, der ORF habe bereits den Zugang geändert: Die Kampagne 2016 habe sich stark von früheren abgehoben.

Martin Ladstätter vom Behindertenberatungszentrum Bizeps fand, dass der ORF „viele urcoole Sachen“ mache, dass aber auch „viel Sch**ß dabei“ sei: „Licht ins Dunkel“ sei noch in den 1980ern. Große Hoffungen setzt Ladstätter in die ebenfalls gestern präsentierte Internet-Plattform „www.barrierefreiemedien.at“ des Verbands Österreichischer Zeitungen, die Tipps für Journalisten bietet. (kom)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2017)

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