Silbermond und Deichkind: Das "Rock in Vienna" wird weicher

Deichkind - hier bei einem Konzert in Hannover - wird auch auf der Donauinsel spielen.
Deichkind - hier bei einem Konzert in Hannover - wird auch auf der Donauinsel spielen.imago/Future Image
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Der viertägige Konzertreigen ist heuer sehr poppig ausgerichtet. Silbermond und Deichkind treffen auf die Toten Hosen und Beatsteaks. Beim Auftakt wird gereimt.

Ab Freitag locken harte Klänge auf der Wiener Donauinsel beim "Rock in Vienna" wieder die Besucher an. Wobei: So ganz stimmt das nicht. Denn der viertägige Konzertreigen zeigt sich in seiner dritten Auflage deutlich poplastiger als in den vergangenen Jahren. Kings of Leon, Silbermond, Deichkind - mit der zuletzt kommunizierten stilistischen Öffnung gibt man sich vielfältig.

So ist der Auftakt am 2. Juni eher dem gereimten Wort und Beats vom Plattenteller vorbehalten als schneidenden Gitarren und mächtigen Breakdowns. Als Lokalmatador schmeißt sich der junge Rapper Appletree ins Rennen, bevor es nach langer Zeit wieder ein Lebenszeichen von Ferdinand Sarnitz gibt. Der Sohn von Andre Heller, der als Left Boy lustvoll die Genres mixt und kunterbunte Songs zwischen scheppernden Breaks, eingängigen Melodien und Sprachwitz montiert, legte kürzlich eine neue Single vor - passend betitelt als "The Return of...". Ein Longplayer soll Ende August folgen. Komplettiert wird der Hip-Hop-Tag durch die US-Institution House of Pain, die 25 Jahre ihres Welthits "Jump Around" feiert, und das Duo Macklemore & Ryan Lewis.

So manches ist im Mainstream etabliert

Als im weitesten Sinne festivalkonform könnte man die Dead Daisies bezeichnen: Sie halten einen Tag später die Fahne von Hardrock und Blues in den Wind, haben es aber mit genrefremder "Konkurrenz" zu tun. Da wäre etwa die deutsche Elektropop-Band Grossstadtgeflüster zu nennen, die eingängige Slogans in knackige Songs verpackt und mit dem Publikum die "Fickt-Euch-Allee" besingt. Direkt danach kommt Radiofutter auf den Teller, Silbermond stehen immerhin seit rund 15 Jahren für gerade gebügelte Popästhetik mit Wohlfühlfaktor.

Getoppt wird das dann noch von den Kings of Leon: Die US-amerikanische Alternative-Band um die Brüder Followill und ihren Cousin ist längst im Mainstream etabliert, was auch die mittlerweile recht anschmiegsame Ausrichtung der Gruppe verdeutlicht. Für Platzierungen an der Chartspitze ist das aber offenbar genau richtig, weshalb der Gig sicherlich zu den publikumsstarken Highlights des Festivals zählen dürfte.

Am Sonntag wird die Stilistik dann wieder auf den Kopf gestellt. Sowohl gut geschüttelt als auch gerührt sind nämlich die Burschen von Deichkind, immer für Späße zu haben und dank ausgefallener Bühnenshows gern gesehene Gäste von Vorarlberg bis zum Burgenland. Das hat aber auch zur Folge, dass die zwischen Elektro, Hip-Hop und Pop changierende Truppe quasi zum fixen Inventar heimischer Großveranstaltungen gehört. Neu geht eindeutig anders. Komplettiert wird der dritte Festivaltag mit psychedelischem Hardrock von Monster Magnet, Mittelalterflair bei In Extremo, den stets gut gelaunten Donots sowie Poppunk von Itchy.

Tote Hosen und Beatsteaks

Der größte Ansturm wird aus heutiger Sicht aber andere treffen: Der Pfingstmontag hat zu diesem Anlass nicht nur die stimmigste Programmierung zu bieten, sondern mit den Toten Hosen auch den ganz großen Namen. Die deutsche Punkband ist im 35. Jahr des Bestehens eine sichere Bank, hat mit "Laune der Natur" erst kürzlich ein höchst überzeugendes neues Album vorgelegt und scheint Müdigkeitserscheinungen nur vom Hörensagen zu kennen. Campino und Co stehen für Energie, schweißtreibende Bühnenaction und viel Herzblut. An ihrer Seite stehen die befreundeten Beatsteaks, die mit neuen Songs auf ihr Album "Yours" im September Lust machen wollen, sowie die US-Stonerrocker Clutch. Ein bisschen Farbe ins Spiel bringen der Rapper Marteria und die Australier von The Living End.

Insgesamt zeigt sich das "Rock in Vienna" heuer also von der breit ausgerichteten Sorte: Verrückter Bühnenzirkus hat da offenbar ebenso Platz wie zuckersüße Schmachtfetzen und die große Geste des Rock. Mit 20 Bands an vier Tagen ist das Angebot jedenfalls nicht übertrieben üppig ausgefallen, weshalb man auch mit einer Bühne das Auslangen finden wird. Ob das die Fans goutieren, steht aber auf einem anderen Blatt. Nach dem eigentlich eher metallastigen Programm der ersten beiden Jahre war der Aufschrei in den diversen Sozialen Netzwerken groß, als das diesjährige Line-up bekanntgegeben wurde. So gilt es für die Veranstalter wohl, bereits erreichte Besucher neuerlich zu überzeugen, während andere Publikumsschichten angesprochen werden sollen. Kein einfaches Unterfangen.

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