Disco-Boogie & Funk

Jay Kay. Kreativkraft von Jamiroquai, trägt stets etwas auf dem Kopf.
Jay Kay. Kreativkraft von Jamiroquai, trägt stets etwas auf dem Kopf.(c) Beigestellt
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Jamiroquai: Neues Album mit zwölf gut gelaunten Tracks.

Auch ohne von Haarausfall narzisstisch beleidigt zu werden, trägt der Mann mit dem Künstlernamen Jay Kay stets etwas auf dem Kopf. Als Kreativkraft der seit 1992 umtriebigen Acid-Jazz-Formation Jamiroquai hat er die Palette des Tragbaren sehr weit ausgereizt. Das Spektrum reichte von Hörnern à la Büffel bis hin zu Space-Age-Indianer-Designs. Letzteres war ja logisch, weil er sich den Bandnamen aus „Jam“ (von der Jamsession) und „Iroquois“ (dem Stamm der Irokesen) gebildet hat. Jay Kay ist allerdings einer von der Sorte des Großstadtindianers. Nur zum Gassiführen seiner zahlreichen Nobelkarossen begibt er sich in die Weiten der offenen Prärie.

Frauen und Autos. Sieben Jahre haben sich Jamiroquai seit „Rock Dust Light Star“ für neues Material Zeit gelassen. Damals gab es zum Launch des Werks eine pfeffrige Exklusivshow im Mandarin Oriental in London. Für „Automaton“ hat Jay Kay so etwas nicht angedacht. Vielleicht hat er zu viel Geld fürs Video von „Cloud 9“, der ersten Singleauskopplung, ausgegeben. Immerhin spielt die Schwester von Penelope Cruz mit. Jay Kay fragt sie höflich: „Who’s gonna drive you home?“ und fährt dann doch allein in seinem Oldtimer den Strand entlang. Das Video erinnert an jenes seines großen Hits „Cosmic Girl“. Immer wieder die gleichen Themen: Frauen und Autos. Diesmal besingt der sympathische Schwerenöter ein „Summer Girl“. Auch musikalisch hat sich nur in Spurenelementen etwas geändert. Es wurde wieder exakt jenes bewährte Acid-Jazz-Gebräu, das seit 25 Jahren erfolgreich ist. Die zwölf gut gelaunten Tracks weisen vielleicht ein bisschen mehr Elektronik auf sowie die eine oder andere Stimmverfremdung, aber sonst ist alles funky wie eh und je. In „Vitamin“ gibt es sogar ein recht resches Saxofonsolo, das den schönen, butterweichen Gesang wirkungsvoll kontrastiert. Auch „Dr. Buzz“ tändelt, getrieben von einem höchst entspannten Groove, mit Kontrasten. Diesfalls sind es herrlich klobige Keyboardgirlanden. Eine kleine Überraschung sind die charmanten Acid-House-Beats in der Schlussnummer „Carla“. Resümee: Was als eine Art Öko-Acid-Jazz, gewürzt mit ein wenig Motown-Soul und klassischen Jazzfunk-Grooves begann, hat sich ausgewachsen auf ein Hybrid aus appetitlich schnalzendem Disco-Boogie und reanimiertem, giftigem Funk. Einzig überraschend ist, dass Jay Kay, wenn er seine Stimme sanfter führt, ein überzeugender Soulcrooner ist. Mit einigen verhuschten Balladen führt er dies auf seinem achten Album eindrucksvoll vor.

Live-Konzert: 15. 11., Wiener Stadthalle. (Virgin/Universal)

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