A. Jankéliowitch u.a.: "Wie geht's dir Welt und was ist morgen?"

Nachhaltigkeitstipps für den Nachwuchs

Cover "Wie geht's dir Welt - und was ist morgen?"
Cover "Wie geht's dir Welt - und was ist morgen?" © imago/ Gabriel Verlag / Combo: Deutschlandradio
Von Susanne Billig · 02.06.2017
Mit kompetenten, klar verständlichen Texten und wunderbaren Naturfotos bringt das Autorenteam von "Wie geht's dir Welt – und was ist morgen?" Kindern Umwelt- und Sozialthemen nahe. Allerdings: die politische Seite hätte konkreter beleuchtet werden können.
Mehr Bescheidenheit, mehr Gerechtigkeit, mehr Nähe zur Natur, mehr Zusammenleben, mehr Respekt für Menschenrechte, mehr Toleranz, mehr Frieden und schließlich auch mehr Liebe - all das fordern Yann Arthus-Bertrand, Anne Jankéliowitch und Martine Laffon in ihrem Kinderbuch "Wie geht's dir Welt – und was ist morgen?" und bringen darin ein beachtliches Spektrum an Umwelt- und Sozialthemen zur Sprache.
In dem Kapitel "Mehr Menschenrechte" etwa spannen sie einen großen Bogen von der Unterdrückung zur Freiheit, vom Recht auf Bildung zur medizinischen Versorgung. Sogar weniger bekannte Aspekte wie das Recht auf Strom finden in dem Kapitel ihren Platz.
Das ist wunderbar frisch. Wie auch das Buch selbst in GEO-Manier farbenfroh gelayoutet ist und mit zahlreichen Fotos von Yann Arthus-Bertrand versehen, dessen Naturbilder eine erhabene Schönheit ausstrahlen.

Wunderbare Naturbilder

Wie er Atolle in der blauen Karibik aufleuchten lassen kann, eine Rinderherde von weit oben inmitten eines Dschungels zu einer fast ornamentalen Erscheinung werden lässt oder mit dem Kamera-Auge den schmalen Zug einer Karawane in den weiten Dünen der pakistanischen Wüste erspäht – das ist hohe Kunst. Nicht umsonst gilt er als einer der profiliertesten Luftbildfotografen.
In den kompetenten, klar verständlichen Texten ergreift das Autorenteam engagiert das Wort und sie stoßen damit bei Kindern, die ja meist empfänglich sind für die großen Fragen zum Zustand der Welt, gewiss auf offene Ohren und Wissbegier.
Aus Sicht der bedrängten Welt besteht das Problem allerdings darin, dass Kinder ihre ursprüngliche Empathie und Empörung selten in die Erwachsenenzeit zu retten vermögen. Wenn junge Menschen erkennen, wie unendlich mühselig es ist, gesellschaftliche Veränderungen in Gang zu setzen, und wenn diese Gesellschaft in ihren Institutionen gleichzeitig mit Haut und Haar nach ihnen greift, knicken sie in der Mehrzahl ein und fügen sich in den Mainstream der großen Gleichgültigkeit.

Politische Seite wird ausgeblendet

An diesem Punkt fällt ein Manko des ansonsten wunderschön gemachten Buches leider schmerzlich ins Auge: Es blendet die politische Seite des Weltzustandes viel zu stark aus.
Denn es sind nicht einfach "wir", die diese Erde ruinieren, sondern es stecken auch Interessen, Allianzen und durchaus benennbare Täter dahinter. Neben dem umarmenden und reichlich strapazierten "Wir" durchziehen Passivkonstruktionen die Texte: Arten "werden" ausgerottet, Meere verschmutzt, Waffen exportiert.
Vielleicht wollten Autorinnen und Autor ihre Inhalte nicht durch eine weitere Betrachtungsebene verkomplizieren, dennoch wünschte man sich – gerade in Zeiten der Politikverdrossenheit – in einem solchen Buch auch jugendgerechte Informationen über die genaueren politischen Umstände von Naturzerstörung und ungerechten Handelsbeziehungen oder über die konkreten Strategien von Umwelt- und Menschenrechts-NGOs.
Denn nur wenn es auch politisch "klick" macht bei jungen Menschen, kann man sie gegen den Frust imprägnieren, den fortdauerndes Engagement in einer Welt mit sich bringt, in der es an Zynismus und Vorteilsnahme leider wenig mangelt.

Anne Jankéliowitch/ Yann Arthus-Bertrand/ Martine Laffon: "Wie geht's dir Welt und was ist morgen?"
Übersetzt von Kristina Petersen
Gabriel Verlag, Stuttgart 2017
176 Seiten, 16,99 Euro

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