"Indika" am Münchner Volkstheater

Bedeutungsschwerer Bühnen-Hokuspokus

INDIKA (UA) Regie: Sankar Venkateswaran Bühne und Kostüm: Ran Chai Bar-Zvi Dramaturgie: Nikolai Ulbricht Musik: Lin Wang Premiere am 26. Mai 2017, Münchner Volkstheater mit Silas Breiding Luise Deborah Daberkow Pascal Fligg Jakob Immervoll Mehmet Sözer Nina Steils Magdalena Wiedenhofer Copyright by Arno Declair arno@iworld.de Birkenstr.13b 10559 Berlin +49 (0)172 400 85 84 Konto 600065 208 Blz 20010020 Postbank Hamburg IBAN/BIC: DE70 2001 0020 0600 0652 08 / PBNKDEFF Veröffentlichung honorarpflichtig! Mehrwertsteuerpflichtig 7% USt-ID DE 273950403 St.Nr. 34/257/00024 FA Berlin Mitte/Tiergarten
Nina Steils in Sankar Venkateswarans "Indika" am Münchner Volkstheater © Arno Declair / Münchner Volkstheater
Von Christoph Leibold · 26.05.2017
In seiner zweiten Arbeit für das Münchner Volkstheater lässt Sankar Venkateswaran seine mehrheitlich weißen Schauspieler in die Mythen Indiens eintauchen. Sonderlich ergiebig ist das nicht, meint unser Kritiker: Mit tiefen Einsichten geizt der Abend, dafür häufen sich die Binsen.
Wie ein Ochse unterm Joch zieht König Candragupta den hölzernen Kasten, der sein Palast sein könnte, hinter sich her. Seine Macht: eine Last. Der Herrscher: ein Beherrschter vom Machtstreben. Hat er die Macht? Oder die Macht ihn? Das wären spannende Fragen, die Regisseur Sankar Venkateswaran in seiner zweiten Arbeit am Münchner Volkstheater aber nicht vertieft. Statt dessen gibt es viel Bühnen-Hokuspokus. Man wundert sich, dass wirklich ein Inder diesen Abend inszeniert hat, der doch eher wie Klischee-Theater vom Subkontinent daher kommt: mit pantomimischen Einlagen, bedeutungsschweren Gesten und Musik im Best-of-Asia-Sound. Fehlt nur noch, dass der Nebel (der sich irgendwann auch über die Bühne breitet) nach Räucherstäbchen riecht. Das dann aber doch nicht.
Magdalena Wiedenhofer in Sankar Venkateswarans "Indika"
Magdalena Wiedenhofer in Sankar Venkateswarans "Indika"© Arno Declair / Münchner Volkstheater
Vielleicht liegt es ja daran, dass (mehrheitlich weiße) deutsche Stadttheaterschauspieler hier in die Mythologie des antiken Indien eintauchen müssen. In ihren leinen-hellen Kostümen sehen sie dabei eher aus wie die ungelenken Teilnehmer eines VHS-Yogakurses.

Auch inhaltlich ist wenig zu holen. In "Indika" regnet es einmal Taler vom Schnürboden auf Candragupta herab. Worauf sich der König (dessen Regentschaft von einer Dürre heimgesucht wird, die wie eine Gottesstrafe für sein Machtstreben wirkt) vorhalten lassen muss, er habe zwar die Taschen voller Gold und Silber, aber keine einzige Handvoll Reis. Da lässt die Inszenierung des Inders Sankar Venkateswaran an den Satz des Indianer-Häuptlings Seattle vom "Geld, das man nicht essen kann", denken, der als Kalenderspruch in den 1980ern populär war. Falsch ist daran nichts. Nur ist das eher Binse, als tiefere Weisheit.

"Indika"
Regie: Sankar Venkateswaran
Bühne und Kostüm: Ran Chai Bar-zvi, Dramaturgie: Nikolai Ulbricht, Musik: Lin Wang
Mit: Silas Breiding, Luise Deborah Daberkow, Pascal Fligg, Jakob Immervoll, Mehmet Sözer, Nina Steils, Magdalena Wiedenhofer
weitere Informationen im Spielplan des Theaters

Mehr zum Thema