Interview Helge Schneider: Gedopt auf die Bühne? Niemals!

Mülheim/Ruhr (RP). Helge Schneider geht Ende des Monats wieder auf Tournee – ohne unerlaubte Aufputschmittel, wie er betont. Noch trägt die Tour den Titel "I brake together", doch ab Herbst könnte sie "Akopalütze Nau" heißen. Ein Gedanke, der den Entertainer im Sommer ereilte. Vor einem Eiscafé in der Mülheimer Fußgängerzone – Hund Tuco lag an der Leine – sprach der Musiker und Komödiant Helge Schneider mit unserer Redakation über die anstehende Geburt seines Kindes, seinen Kinofilm und Doping auf der Bühne.

Interview: Helge Schneider: Gedopt auf die Bühne? Niemals!
Foto: ddp, ddp

Mülheim/Ruhr (RP). Helge Schneider geht Ende des Monats wieder auf Tournee — ohne unerlaubte Aufputschmittel, wie er betont. Noch trägt die Tour den Titel "I brake together", doch ab Herbst könnte sie "Akopalütze Nau" heißen. Ein Gedanke, der den Entertainer im Sommer ereilte. Vor einem Eiscafé in der Mülheimer Fußgängerzone — Hund Tuco lag an der Leine — sprach der Musiker und Komödiant Helge Schneider mit unserer Redakation über die anstehende Geburt seines Kindes, seinen Kinofilm und Doping auf der Bühne.

Sind Sie besserer Hundehalter oder besserer Vater?

Schneider Hoffentlich beides gut. Auf jeden Fall beides mit langer Leine.

Wie oft waren Sie bei den Geburten Ihrer Kinder bisher schon dabei?

Schneider Zwei Mal. Ich empfinde eine Geburt mittlerweile als normal. Aber es ist schön, wenn man dabei sein kann. Auch für das Kind ist es sicherlich ganz gut.

Sie gehen mit Nachrichten über Ihre Person so gut wie gar nicht in die Medien. Fällt es Ihnen schwer, als Künstler Privates an die Öffentlichkeit zu tragen?

Schneider Selbstverständlich. Denn ich begreife eigentlich meine Kunst schon so, dass ich damit genug Privates in die Öffentlichkeit trage. Das muss reichen. Ich bin schließlich nur ein Handwerker und keine Hotel-Prinzessin wie Paris Hilton. Ich würde niemals Storys machen, in denen ich mich gemeinsam mit meinen Kindern im Fernsehen zeige, wie das andere Promis gern machen.

Ende dieses Monats geht es wieder an die Arbeit. Nervös vor der neuen Tournee?

Schneider Nein, ich habe mir in den beiden Monaten seit dem vergangenen Auftritt kaum Gedanken um die Tour gemacht. Stattdessen habe ich Musik aufgenommen mit Udo Lindenberg. Wir haben ein Lied eingespielt, das auf Udos neuem Album veröffentlicht werden soll. Jetzt ist dieses Kapitel abgeschlossen, es geht wieder an eine neue Arbeit.

Haben Sie das Gefühl, durch die Hitler-Rolle in "Mein Führer” künstlerisch anders wahrgenommen zu werden?

Schneider Eigentlich kaum. Aber ich merke, dass man häufiger in der Presse ist, wenn man einen solchen Film macht. Dann kommen mehr Leute zu den Konzerten und kaufen sich die Karten für die Konzerte schon früher. Es könnte schon sein, dass ein paar Leute denken: ,Oh, den Schneider kann man ja jetzt ernst nehmen.‘ Aber das hat mich noch nie interessiert. Ich bin wie ein gemaltes Bild, das man entweder gut oder schlecht finden kann. Als gemaltes Bild weiß ich nicht, warum mich die Zuschauer an die Wand hängen wollen.

Kann die Rolle als Festlegung eine Gefahr sein, weil die Zuschauer nun andere Erwartungen an Ihr Programm haben?

Schneider Dass jemand irgendwas von mir erwartet, war nie eine Gefahr. Manchmal setze ich mich allerdings selbst unter Druck. Wenn ich zum Beispiel neue Plakate für die Tourneen entwerfe, will ich die manchmal ganz besonders gut machen.

Können Sie sich vorstellen, andere böse Menschen außer Hitler zu spielen.

Schneider Ja. Aber wer das ist, ist egal. Weil das Schauspielern für mich eigentlich nur ein Gelegenheitsjob bleiben soll. Wenn ich mein Programm mache, dann fühle ich mich normal. Ich bin auf der Bühne immer ich selber — und nie eine Rolle. So wie auch Ray Charles keine Rolle spielt, sondern nur Musik macht.

Wird sich nach der kurzen Pause am Programm etwas verändern?

Schneider Ich habe im Moment große Lust, den Titel des Programms zu verändern. Bisher hieß die Tour ja "I brake together". Ab Herbst heißt sie wahrscheinlich "Akopalütze Nau", in Anlehnung an den berühmten Film mit Marlon Brando.

Wer denkt sich denn so etwas aus?

Schneider Das bin ich. Solche Gedanken kommen einem im Sommerloch. Das Arbeiten hört bei mir nie auf. Ich kann nicht — wie andere Leute — zwei Mal im Jahr in den Urlaub fahren und am Wochenende frei machen.

Fahren Sie überhaupt in den Urlaub?

Schneider Wir wollten schon vor einem halben Jahr wegfahren. Aber jetzt bleiben wir wegen der Schwangerschaft doch in Mülheim. Manchmal kann es auch schön sein, sich in den Garten zu legen, statt sich in den Zug zu setzen und auf den Lokomotivführer zu warten. Ich spiele lieber in Gedanken Reisen.

Was sind Traumziele für Sie?

Schneider Och, nicht so weit. Holland vielleicht. Wir wollten eigentlich mal nach Spanien fahren. Aber das machen wir jetzt im nächsten Jahr. Es reicht eigentlich auch, wenn man im Ruhrgebiet ein wenig rumkommt. Wenn man mal eine Paddeltour auf der Ruhr macht und dann am Ufer vier Tage zeltet. Radfahren finde ich auch schön.

Aber doch wohl immer ungedopt?

Schneider Ganz wichtig: Ich bin nicht gedopt. Auf der Bühne könnte man nicht arbeiten, wenn man Drogen nähme. Was derzeit im Radsport abgeht, ginge bei uns Künstlern nicht. Vom Radsport habe ich keine Ahnung, aber ich weiß eins: Wer derart seine Gesundheit aufs Spiel setzt, hat eigentlich auch einen Preis verdient. Dann dürfte das aber nicht "Radsport" heißen, sondern "Tabletten nehmen".

(RP)
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