Ausstellung "Glam! The Performance of Style" Wie "Glam" alles durchdrang

Düsseldrf · Der Zeitraum zwischen 1970 bis 1975 stellt einen der seltenen Momente in der Geschichte dar, in dem ein Stil in alle Bereiche der Kultur vordrang, ob in Mode, Kunst, Film, Fotografie oder in die Popmusik: Glam. Eine Ausstellung in Frankfurt widmet sich nun dieser höchst vitalen Periode der Kulturgeschichte.

Glam bezeichnet den extravaganten Stil, den Musiker wie David Bowie und Marc Bolan im Großbritannien der frühen 1970er-Jahre populär machten.

Mit seiner respektlosen Verbindung von Hoch- und Subkultur sowie der Infragestellung gesellschaftlich tradierter Begriffe wie Identität und Geschlecht wurde Glam zum weltweiten Phänomen wurde.

Ihren Ursprung hatte die Bewegung ebenso in den Konzepten Andy Warhols wie in der britischen Kunsthochschulszene. Dort hatte der Maler und Grafiker Richard Hamilton mit der These, dass alle Kunst gleichberechtigt sei, starken Einfluss auf seinen Schüler Bryan Ferry.

Dieser sollte als Kopf der Band Roxy Music zum Inbegriff des absoluten Kunstprodukts des Glam werden. Er varband Avantgarde, Pop-Art, Art Déco, Camp-, Trash- und Kitschelemente sowie klassischen Hollywood-Chic zu einer absolut künstlichen Ästhetik.

Jeder Gang vor die Tür ein Auftritt

Ob Stylisten, Visagisten, Modedesigner wie Antony Price, Models wie Gala und Amanda Lear oder Künstler wie David Hockney, Derek Jarman, Peter Phillips, Duggie Fields und Andrew Logan — sie alle prägten gemeinsam den neuen, eklektischen, gänzlich postmodernen Stil.

Dieser sollte sich in Bühnenproduktionen wie The Rocky Horror Show oder Andy Warhol's Pork (beide 1973) niederschlagen und als Strategie eines inszenierten Lebensstils weite Kreise ziehen.

Jeder Gang vor die Tür war fortan ein Auftritt, bei dem man wild und fantastisch aussehen wollte: Ob mit Plateauschuhen, Federboa, paillettenbesetzter Tigerprintjacke, Glitzerkostüm, Lidschatten oder eng geschnittenen Lederhosen — Stil wurde zur Pose, zum Ausdruck dramatischer Überinszenierung.

Die Ausstellung zeigt erstmals den vielfältigen Einfluss der Glam-Ära auf Film, Fotografie, Mode, Grafikdesign, Performance- und Installationskunst, Malerei und Bildhauerei.

Gezeigt werden rund 100 Werke von Guy Bourdin, Gilbert & George, Peter Hujar, Ray Johnson, Allen Jones, Jürgen Klauke, Ed Paschke, Sigmar Polke, Cindy Sherman oder Ulay. Abegrunet wird das durch Fotografien von Mick Rock und Karl Stoecker, Originalkostüme und umfangreiches Dokumentationsmaterial.

GLAM!
THE PERFORMANCE OF STYLE
14. Juni — 22. September 2013
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
Frankfurt

(csr)
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