Wir leben im Zeitalter der Fingerspitzengefühlsgeräte, findet der StZ-Kolumnist Peter Glaser. Warum gibt es dann nicht längst Geräte, die so sind wie Katzen?

Stuttgart - Die Katze saß auf dem Fensterbrett auf einem Gartenhandschuh. Ich schüttelte dem Handschuh die Hand, und die Katze staunte. Daneben floss Facebook über den Bildschirm. „Am Stream bitte zurücktreten. Statusmeldungen schließen selbsttätig. Vorsicht bei der Abfahrt.“ Die Katze setzte sich neben den Rechner. Ich streichelte sie, und sie schnurrte, dann war alles wieder wie vorher, nur angenehmer. Warum baut niemand Maschinen, die wie Katzen sind? Nicht Maschinen, die wie Katzen aussehen, sondern Maschinen, die wie Katzen SIND.

 

Aber eigentlich gibt es das schon. Mit dem Multitouch-Display des iPhone hat Apple die Zuwendung, die wir Maschinen entgegenbringen, in eine neue Ära geführt. Einen Computer zu bedienen, indem man sanft über seine Oberfläche streicht, ist eine Zäsur. Die Epoche der Fingerspitzengefühlsmaschinen hat begonnen.

Tastaturgeklacker und Mausbedienung haben nichts mehr mit der sinnlichen Eleganz zu tun, mit der wir inzwischen mit unseren Gadgets umgehen. Trackpads waren sozusagen die Vorübung. Jetzt werden Rechner zu Intimbereichen. Die zärtlichen Finger haben mit dem iPhone den Schutz der Schamhaftigkeit verloren. Und wer könnte etwas dagegen haben, dass in einer von Rohheit heimgesuchten Zeit kleine Geräte einem modernen Zartgefühl zu mehr Öffentlichkeit verhelfen? Bill Campbell aus dem Apple-Vorstand sieht eine Zeit heraufziehen, in der unsere neuen Geräte zunehmend etwas sein werden, das er „intimate objects“ nennt. Körpernahes Equipment. Selbstüberwachungsmaschinen, vom Fitness-Tracker bis zur iWatch. Auch riesige Bildschirme mit biegsamen Displays, die uns halb umschließen, damit man jedes Pixel aus derselben Entfernung sieht. Die Technik umarmt uns.

Eine Katze zeigt, wie klug sie ist

Neben der Katze lief ein Lied – „See me, feel me, touch me. . .“ – und sie versuchte, es einzufangen. Eine der Firmen von Steve Jobs war Pixar, die das Geschichtenerzählen mit Animationsfilmen neu erfunden hat. Die Grundlage von Filmen wie „Finding Nemo“ waren Tierbeobachtungen, und Apple-Chef Tim Cook, wenn er wirklich klug ist, sollte damit in der Entwicklungsabteilung von Apple weitermachen. Sie sollten das geplante neue Apple-Hauptquartier, das aussieht wie ein Ufo, für Katzen bauen und dann zu Gast bei Katzen sein. Aus den Beobachtungen von Katzen und Menschen würden dann Dinge entstehen, die auf natürliche Weise minimalistisch sind, sich gut anfühlen und Lebensqualität haben.

Ich bediente die Benutzeroberfläche der Katze. Die Katze schnurrte, und die externe Festplatte des Rechners begann eifersüchtig ebenfalls zu schnurren. Wussten Sie, dass Katzen sprechen können, es aber aus Klugheit nicht tun? Der Unterschied zwischen Mensch und Tür ist, dass der Mensch die Fähigkeit besitzt, alles falsch zu verstehen. „Stimme ich Tür zu“, sagte ich zu der Katze. Dann sagte ich nichts mehr, um zu zeigen, dass auch ich klug bin.