Russland-Affäre:Trump will fast kein Geld aus Russland bekommen haben

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  • Die Steuererklärungen des US-Präsidenten sollen nach Angaben seiner Anwälte kaum Einkommen aus Russland ausweisen.
  • Anlass für die Veröffentlichung des Briefes sind Spekulationen über die Hintergründe der Entlassung des Chefs der Bundespolizei FBI, James Comey.

Die geschäftlichen Beziehungen des Immobilienmilliardärs geben weiter Anlass zu Mutmaßungen, Donald Trump könnte als US-Präsident privat wirtschaftliche Interessen verfolgen - vor allem in Russland. Um diesem Verdacht entgegenzuwirken, hat Trump nun einen Brief seiner Anwälte veröffentlicht. "Mit wenigen Ausnahmen (...) weisen Ihre Steuererklärungen kein Einkommen aus russischen Quellen aus", erklärt ihm darin die Washingtoner Kanzlei Morgan, Lewis & Bockius. Der US-Präsident habe demnach in den vergangenen Jahren keine größeren geschäftlichen Verbindungen nach Russland gehabt.

Anlass für die Veröffentlichung sind Spekulationen über die Hintergründe der Entlassung des Chefs der Bundespolizei FBI, James Comey. Sie könnte im Zusammenhang mit dessen Ermittlungen zu dubiosen Russland Kontakten des Präsidenten stehen. Offiziell nannte das Weiße Haus Comeys Umgang mit der E-Mail-Affäre der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton als einen der Entlassungsgründe.

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Verschiedene Äußerungen Trumps ließen aber darauf schließen, dass er sich von Comeys Russland-Ermittlungen unter Druck gesetzt fühlt. So sagte Trump am Donnerstag in einem Interview mit dem TV-Sender NBC News über die Entlassung Comeys: "Als ich mich entschloss es zu tun, habe ich mir gesagt, diese Russland-Sache mit Trump und Russland ist eine erfundene Geschichte." Den jetzt veröffentlichten Brief seiner Anwälte zitierte er in dem Interview als Beleg dafür, dass er - von Ausnahmen abgesehen - "nichts mit Russland zu tun" habe.

Mit der Veröffentlichung des anwältlichen Schreibens will er davon auch seine Kritiker überzeugen. Die Kanzlei bezieht sich darin auf die Steuererklärungen des Immobilienunternehmers aus den vergangenen zehn Jahren. Dass die Öffentlichkeit sich von seinen Einnahmen und Ausgaben selbst ein Bild machen kann, will der US-Präsident weiterhin vermeiden. Bereits im Wahlkampf hatte dieses Verhalten für Empörung gesorgt: Entgegen der US-amerikanischen Gepflogenheiten hatte Trump sich im Wahlkampf geweigert, seine Steuererklärung zu veröffentlichen.

Ausnahmen in Millionenhöhe

Zu den "wenigen Ausnahmen", die die Anwälte in dem Brief aufführen, zählen die Einnahmen aus dem im Jahr 2013 von Trump veranstalteten Miss-Universe-Wettbewerbs in Moskau. Die Veranstaltung habe Trump 12,2 Millionen Dollar (nach heutigem Wert 11,7 Millionen Euro) eingebracht. 2008 hat Trump von einem russischen Milliardär 95 Millionen Dollar für eine Immobilie im US-Bundesstaat Florida erhalten. Dazu kommen über die zehn Jahre hinweg Zahlungen aus Russland in unbezifferter Höhe für Hotelzimmer, Wohnungen, Golftouren oder Produkte der Trump-Marke wie Wein, Matratzen und Krawatten.

Schulden haben laut dem Schreiben weder der US-Präsident persönlich noch seine Trump Organization in Russland. Ebensowenig wiesen die Steuererklärungen nach den Angaben der Anwälte russische Kapitalanteile an den Trump-Unternehmen oder Anteile Trumps an russischen Firmen aus.

© SZ.de/dpa/afp/lho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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