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Ahmet Caki hatte mit Alba den Heimvorteil für die erste Playoff-Runde verpasst.

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Update

Kurz vor den Play-offs: Alba Berlin trennt sich von Trainer Ahmet Caki

Nur zwei Spiele vor den Play-offs entlässt Alba seinen Trainer Ahmet Caki und befördert den bisherigen Assistenten vorerst zum Chefcoach.

Am Dienstagmittag teilte Alba Berlin mit, dass Dragan Milosavljevic rund zwei Monate kein Basketball spielen kann, seine Ellbogenverletzung wird den Kapitän des Bundesligisten für den Rest der Saison außer Gefecht setzen. Ein schwerer Schlag für den Verein, eine enorme Schwächung nur zwei Partien vor dem Beginn der Play-offs. Wenige Stunden später allerdings war Milosavljevics Ausfall nur noch eine Randnotiz, ein weitaus größeres Erdbeben hatte Alba Berlin erschüttert. Der Klub teilte mit, dass Cheftrainer Ahmet Caki mit sofortiger Wirkung freigestellt ist. Auch sein Assistent Emre Gezer muss gehen, der bisherige Co-Trainer Thomas Päch übernimmt das Team bis zum Ende der Saison.

Die Berliner Mannschaft hatte unter Caki in dieser Saison kaum einmal überzeugen können, eine Serie von zehn Bundesliga-Siegen hintereinander kurz nach dem Jahreswechsel täuschte darüber hinweg, dass Alba nie zu Stabilität und echter Schlagkraft fand. Der türkische Coach vermochte die Probleme in Defensive und Rebound nicht zu beheben, zuletzt schien er die Spieler auch nicht mehr wirklich zu erreichen. Diesen Eindruck hatten nun auch Geschäftsführer Marco Baldi und Sportdirektor Himar Ojeda. „Wenn sich der Eindruck durchsetzt, dass der Coach nicht mehr genügend Einfluss auf das Team hat, muss man handeln“, sagte Baldi, die Trennung sei den Verantwortlichen „auch menschlich sehr schwer gefallen“.

Zu den Profis scheint Päch einen guten Draht zu haben

Der letzte Tiefpunkt der wackligen Leistungskurve der Berliner war das 92:100 beim Tabellendreizehnten Bremerhaven am vergangenen Samstag. Ausschlaggebend war laut Baldi aber nicht ein Spiel oder ein bestimmter Vorfall. „Natürlich ist es am Ende ein Gefühl“, sagte Baldi, dieses habe sich aber „über Wochen, vielleicht über Monate“ entwickelt. Der Zeitpunkt von Cakis Entlassung ist trotzdem schwer nachvollziehbar. Am Samstag tritt Alba in Frankfurt an, am Montag empfangen die Berliner Ludwigsburg – danach beginnen bereits die Play-offs. Alba kann bestenfalls noch Tabellenfünfter werden, schlimmstenfalls droht der Absturz auf Platz acht. So oder so erwartet die Berliner ein starker Gegner in den Play-offs, angesichts der Formkrise und Verletztensituation ist ein Ausscheiden bereits im Viertelfinale das realistischste Szenario – mit oder ohne Ahmet Caki.

„Es gibt für so etwas nie einen richtigen Zeitpunkt“, sagt Baldi über die Trainer-Entlassung, die erst die dritte während einer laufenden Saison in Albas langer Vereinsgeschichte ist. Emir Mutapcic 2005 und Luka Pavicevic 2011 wurden jeweils im Januar gefeuert, also rund drei Monate früher als nun Caki. Thomas Päch bleibt jetzt kaum Zeit, um eine echte Veränderung im verunsicherten und zuletzt wohl auch frustrierten Team herbeizuführen: Im schlimmsten Fall ist die Saison bereits nach fünf Spielen beendet.

Der 34 Jahre alte Päch arbeitet seit 2015 als Assistenzcoach bei Alba, zuvor war er fünf Jahre lang Co-Trainer von Henrik Rödl beim Bundesligisten TBB Trier. Von 2005 bis 2010 hatte er das Trainerhandwerk in Albas Jugendprogramm erlernt. Ein Profiteam als Headcoach übernimmt er nun zum ersten Mal, zu den aktuellen Alba-Profis scheint er einen guten Draht zu haben – wohl auch im Gegensatz zu seinem bisherigen Vorgesetzten Ahmet Caki.

Marco Baldi erwartet von den Spielern eine Reaktion

Der Türke war vor der Saison als Nachfolger von Sasa Obradovic nach Berlin gewechselt, der 41-Jährige erhielt bei Alba einen Zweijahresvertrag, über dessen Auflösung Klub und Coach nun verhandeln müssen. Eine klare Spielidee und akribische Taktikschulungen waren unter Caki allerdings nie wirklich erkennbar, etliche Verletzungen erschwerten seine Arbeit zudem enorm. Zuvor hatte er als Assistenzcoach und Interims-Cheftrainer beim türkischen Topklub Efes Pilsen Istanbul mit gestandenen und hoch bezahlten Basketballern der europäischen Spitzenklasse gearbeitet, mit den Defiziten der etwas weniger gut ausgebildeten Profis bei Alba schien er sich schwer zu tun. Am Ende wird Caki wohl auch seine eher leise Art und seine mangelnde Ausstrahlung nach innen und außen zum Verhängnis geworden sein.

Marco Baldi will nun vor allen Dingen von den Spielern eine Reaktion sehen. „Ich erwarte das, was ich immer erwarte“, sagt Baldi: „100 Prozent Einsatz und eine Besinnung darauf, was noch möglich ist.“ Die Saison werden die Berliner wohl nicht mehr retten können, durch einen versöhnlichen Abschluss und den durch die Entlassung demonstrierten Kampfgeist können sie aber ihre zuletzt oft enttäuschten Fans wieder für sich gewinnen und auch mit besseren Karten in Verhandlungen über Vertragsverlängerungen und Transfers gehen. „Für mich geht es im Sport darum, dass man bis zu allerletzt alles versucht“, sagt Marco Baldi. Auch wenn das bedeutet, einen Trainer zu entlassen, wenn die Saison ohnehin schon so gut wie verloren ist.

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