Internet-Abzocke - Immer mehr Verbraucherfallen lauern im Netz

Fake-Shops im Internet, ungewollte Abos beim Klick auf eine Gratis-App, aber auch windige Haustürgeschäfte, drohende Inkasso-Büros oder Kosten-Fallen für Flüchtlinge: Immer mehr Menschen suchen Rat und Hilfe bei der Verbraucherzentrale.

Der Dienst Webwatcher (links) warnt vor unseriösen Onlineshops. Dort werden zum Beispiel gefälschte Sachen angeboten. Archiv

Der Dienst Webwatcher (links) warnt vor unseriösen Onlineshops. Dort werden zum Beispiel gefälschte Sachen angeboten. Archiv

Foto: Jens Büttner

Düsseldorf. Ein unbedachter Klick aufs Werbebanner statt auf das Schließen-Fenster bei der Online-Wettervorhersage und schon schnappte die Kostenfalle zu: Ein ungewolltes, kostenpflichtiges Abo war aktiviert. Oder: Eine Online-Plattform bejubelt einzigartige Schnäppchen, winkt mit einer Fitnessuhr als Geschenk oder preist die Gratis-Kochrezepte des Sternekochs an. Die Zutat bei alledem: Geschickte Verbraucher-Täuschung in Form einer plötzlich ins Haus flatternden Rechnung, kurzum: Abzocke per Smartphone.

Dieses und andere Probleme aus dem digitalen Konsumalltag von immer mehr Menschen treibt Geleimte in die Verbraucherzentrale Düsseldorf. Insgesamt waren es 2016 fast 30 000, Tendenz: von Jahr zu Jahr steigend.

„Hinzu kommt, dass die Beratung immer komplexer wird. Bei Betrügereien im Internet ist die Beweisführung viel aufwändiger als wenn es um Umtausch oder Reklamation im Geschäft geht“, sagt Ulrike Brunswicker-Hoffmann, die Leiterin der Verbraucherzentrale. Freilich müssen sie und ihr Team sich nach wie vor auch mit alten Problemen von der Drückerkolonne bis zum rabiaten Inkassobüro befassen. Hier die wichtigsten Themen 2016 und 2017:

Abzocke per Handy Von angeblichen Vertragsabschlüssen erfahren Smartphone-Nutzer manchmal erst, wenn ein Abo-Entgelt einfach über die Mobilfunkrechnung abgebucht wird — nachdem sie etwa auf einer Gratis-App einen ungewollten Klick getätigt haben. Oft kommt dann erschwerend hinzu, dass die für Rückforderungen oder Widersprüche benötigten Kontaktdaten des Urhebers der Forderung auf der Telefonrechnung nicht auftauchen, weil der sich zum Beispiel eines Inkassobüros bedient.

Die Verbraucherzentrale fordert daher eine „Drittanbietersperre“, bei der die mobile Bezahlfunktion unterbunden wird, die bei Abschluss eines Mobilfunkvertrages vom Provider zwingend voreingestellt werden muss. Bislang hat nur jeder Kunde ein Recht auf kostenlose Einrichtung dieser Sperre, weiß aber oft nichts davon.

Online-Fake-Shops Ob Designer-Sachen, Marken-Uhren oder High-Tech-Trendprodukte: Im Netz werben Shops mit Schnäppchenpreisen — doch oft handelt es sich nur um Fälschungen. Und die Käufer im Onlineshop sollen per Vorkasse zahlen. Verbraucherzentrale und Landeskriminalamt haben unter dem Schlagwort „Achtung! Täuschen echt“ Merkmale von „Fake-Shops“ aufgelistet (etwa fehlende allgemeine Geschäftsbedingungen), und für Reingefallene findet sich eine Checkliste zur Schadensminimierung.

Dubiose Inkasso-Büros Immer noch und immer wieder versuchen windige Inkassobüros, säumige Schuldner einzuschüchtern und unstatthaft unter Druck zu setzen: „Wir hatten hier zuletzt einen Fall in Düsseldorf, bei dem einer Familie gedroht wurde, dass ein Lkw vorbeikäme und alles mitnehme, was verpfändbar sei“, sagt Brusnwicker-Hoffmann. Da werde versucht, mit der Angst ein Geschäft zu machen. Oft seien die Forderungen der „Eintreiber“ zudem aufgebläht und viel zu hoch. Flüchtlinge Auch geflohene Menschen werden vermehrt Opfer von Lug und Trug. Die Verbraucherschützer berichten von bereits 50 Ratsuchenden in diesem Jahr. Gerne jubeln Vertreter ihnen kostenträchtige Telefonverträge unter, die versprochene Beigabe eines Tablets oder Handys aber bekommen sie nie.

Tatsächlich bewegen sich viele Asylsuchende recht ahnungs- und arglos im Tarifdschungel der Telekommunikationsbranche. Aber auch unseriöse Vertreiber von Strom und Gas oder Verträgen für Fitness-Studios tauchten bereits auf.

Armut Immer mehr Ratsuchende müssen (und können) für Hilfe bei der Verbraucherzentrale keine Gebühren bezahlen, weil sie Sozialleistungen oder zu kleine Renten beziehen. Brusnwicker-Hoffmann: „Solche Sozialberatungen haben von 2015 bis 2017 um 40 Prozent zugenommen.“

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