Ein Jahr als Jugendbotschafterin im Kampf gegen die Armut

Stefanie Brunell aus Wuppertal ist Jugendbotschafterin der Organisation One von Bono (U2). Ihre Reisen durch Indonesien und die USA haben ihr vor Augen geführt, wie viel Leid es jenseits ihrer Heimat gibt.

Ein Jahr als Jugendbotschafterin im Kampf gegen die Armut
Foto: Stefanie Brunell

Wuppertal. Allein schafft man weniger als im Team. Deswegen setzt sich Stefanie Brunell (23) auch mit einer Organisation gegen Armut ein und nicht alleine. Sie ist eine von 70 Jugendbotschafterinnen der Organisation One, die unter anderen von Bono von der Band U2 gegründet wurde. Gemeinsam wollen sie Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Armut erzeugen und so Druck auf die Politik ausüben, mehr zu investieren.

Große Ziele. Aber für Brunell eine Aufgabe, die sie schon lange begleitet. Brunell ist Lehramtsstudentin in der Bergischen Universität. Sie studiert Englisch und Erdkunde. „Das passt ganz gut, weil es dort immer wieder um Nachhaltigkeit geht, um andere Kulturen und Entwicklungsländer.“ Die sind der Schwerpunkt der Arbeit der Lobby- und Kampagnenorganisation One. Aktuell geht es vor allem um Bildung und Gleichberechtigung. „130 Millionen Mädchen haben keinen Zugang zu Bildung, obwohl dafür nur ein Dollar am Tag nötig wäre“, weiß Brunell.

Sie kennt die Bilder die damit zusammenhängen von ihren Reisen. Das erste Mal ist sie bitterer Armut aber im Westen begegnet — in den USA. Mit 16 Jahren hat sie ein Jahr als Austauschschülerin in Okenagon County im Bundesstaat Washington verbracht. „Eine einkommensschwache Gegend mit vielen Trailer-Parks“, erinnert sie sich. Die Eltern eines Freundes wären jeden Tag auf Drogen gewesen und hätten sich um nichts mehr kümmern können, sagt sie. Ihr Freund habe es aber aus den Verhältnissen herausgeschafft — über die Bildung. Er hat studiert und dieses Leben hinter sich gelassen.

Das Erlebnis hat sie geprägt und ihre die Augen auf weiteren Reisen geöffnet. Als sie mit 22 durch Indoniesen gereist ist, habe sie sich gedacht: „Jetzt muss ich etwas machen“, weil sie dort so viele Kinder gesehen hat, die statt zur Schule zu gehen Souvenirs verkauft haben. „Ich fühlte mich beinahe schuldig, weil ich im ’richtigen’ Teil der Welt geboren wurde. Wäre ich dort geboren worden, ginge es mir nicht anders“, reflektiert sie. „Dabei sollte der Geburtsort nicht das Leben bestimmen, nicht über Leben und Tod entscheiden“.

Dafür möchte sich Brunell einsetzen. Nach der Reise hat sich sofort bei One angemeldet und das Bewerbungsverfahren zur Jugendbotschafterin angestoßen. Sie wurde genommen und darf ein Jahr lang als Teil einer Gruppe etwas Gutes tun — aber auch in eine andere Welt schnuppern.

Im März haben sich die 70 Jugendbotschafter in Berlin getroffen und etwa mit Bundestagsabgeordneten geredet. Brunell beschrieb das als etwas Besonderes. Bisher habe sie keinen Kontakt zur Politik gehabt. Das sollte sich zum September ändern — dann will sie in Berlin Kampagnen zur Bundestagswahl unterstützen.

Auch in Wuppertal will sie dem Thema mehr Aufmerksamkeit besorgen — etwa durch Flyer und Stände bei Festen. Die Kontakte und Anfragen müssen aber noch hergestellt und herausgeschickt werden. Wenn es denn klappen sollte, unterstützt sie aber die Organisation mit Infomaterial und etwa einer Virtuell-Reality-Brille, über die sich Interessierte einen Film angucken können. „Das Marketing ist auf dem neuesten Stand“, sagt Brunell.

Ende des Jahres treffen sich die europäischen Jugendbotschafter in Brüssel. Dann endet die Zeit als Botschafterin für Brunell. Danach möchte sie gern wieder reisen. In Mittelamerika und Südostasien habe sie noch nicht alles gesehen. Dann kann sie auch vor Ort etwas gegen die Armut tun.

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