Unvergesslicher Schrecken in Siena. Das Söhnchen eilte, den Eltern voraus, durch die Raumflucht des Palazzo Pubblico. Entsetzt kam es zurück und stammelte: Was ganz Schlimmes ist passiert! Alle Babys tot! Der Nachbarsaal bot ein Großgemälde vom Kindermord zu Bethlehem. Der Sieneser Maler Matteo di Giovanni hatte 1482 den weihnachtsgeschichtlichen Horror des Matthäusevangeliums in einen Renaissancepalast verlegt. Orientalisch gewandet, mit Turban statt Krone, thront König Herodes. Sadistisch grinsend gebietet er das Massaker. Die Schwertknechte wüten begeistert. Sie entreißen den flehenden Müttern die Säuglinge und stechen zu. Wie Puppen liegen die nackten Kadaver auf dem Marmorboden, seltsamerweise ohne Blut. Den Hofstaat auf der Galerie amüsiert die Kurzweil fremden Sterbens. Den Thron flankieren zwei Grübler, die weder genießen noch verhindern können, was geschieht. Befehl ist Befehl.