Der Deutsche Pavillon auf dem Biennale-Gelände in Venedig wird von vier Dobermännern hinter meterhohen Zäunen bewacht, aber das hilft nichts, die Menschen wollen trotzdem hinein, sie wollen mit eigenen Augen die Aufführung von Anne Imhofs Faust sehen. Die Schlange vor dem Ausstellungshaus ist Tag für Tag gut hundert Meter lang. Auf dem Dach des Pavillons stehen Jugendliche gefährlich nah am Abgrund, den Blick unbestimmt in die Ferne gerichtet. Manchmal breiten sie die Arme aus, als wollten sie die Geste des Gekreuzigten nachahmen – oder springen und losfliegen. Im Pavillon selbst ist ein vieldeutiger zweiter Boden aus Glas eingezogen worden, auf und unter ihm agiert eine Gruppe junger Menschen. Der Besucher bewegt sich zwischen und zugleich über ihnen.