"In Frankreich halten sich Politiker im Prinzip für Schriftsteller", spottet die Hauptperson eines 2012 erschienenen Romans. Er trägt den Titel Musique absolue, und der Autor ist selbst Berufspolitiker: der liberal-konservative Bruno Le Maire, heute frischgebackener Wirtschaftsminister unter dem Präsidenten Emmanuel Macron.

Le Maire steht damit nicht allein. Außer ihm haben sich noch zwei weitere Regierungsmitglieder literarisch verewigt: Marlène Schiappa, die Ministerin für die Gleichstellung der Frau, und Édouard Philippe, Macrons neuer Premierminister. Die drei Autoren teilen sich in ihren Büchern auf eine Weise mit, die zugleich enthüllt und verhüllt. Einerseits erfährt der Leser etwas über ihre Grundstimmung, ihre Weltsicht und ihr Politikverständnis. Andererseits ist das, was da zu lesen steht, Rollenprosa: Was die Protagonisten der Romane von sich geben, darf nicht als Ministerzitat missverstanden werden.