Die EU-Kommission hat die geplante Fusion der Börsen in Frankfurt am Main und London untersagt. Das teilte die Brüsseler Behörde mit. Damit ist das ehrgeizige Vorhaben auch im dritten Anlauf gescheitert.

"Die europäische Wirtschaft benötigt gut funktionierende Finanzmärkte", sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Der Zusammenschluss zwischen Deutscher Börse und London Stock Exchange "hätte den Wettbewerb erheblich eingeschränkt" und "ein De-Facto-Monopol" geschaffen.

Der Aufsichtsratschef der Deutschen Börse, Joachim Faber, bedauerte die Entscheidung. Damit sei die Chance vertan, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Finanzmärkte im globalen Vergleich zu stärken, sagte er. "Die Untersagung ist ein Rückschlag für Europa." Vorstandschef Carsten Kengeter betonte, die Deutsche Börse sei auch allein gut aufgestellt. "Wir werden unsere Wachstumsstrategie fortführen." Mittelfristig erwartet das Unternehmen ein jährliches Wachstum des Konzernüberschusses von zehn bis 15 Prozent.

Das Scheitern des ehrgeizigen Vorhabens hatte sich schon länger angekündigt. Die London Stock Exchange (LSE) hatte sich geweigert,  ihren Mehrheitsanteil an der italienischen Anleihen-Handelsplattform MTS zu verkaufen – eine der Auflagen der EU-Wettbewerbshüter. Daher ging die Londoner Börse nach eigenem Bekunden schon Ende Februar nicht mehr davon aus, dass die Kommission die Fusion genehmigen wird.

Das Votum der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union im vergangenen Juni hatte das im Februar 2016 angekündigte Projekt erschwert. Vor allem die Frage, wo die neu fusionierte Börse ihren rechtlichen Sitz haben würde, wurde seither noch kritischer gesehen. Vor dem Brexit-Referendum hatten sich die beiden Börsenbetreiber darauf festgelegt, dass die Dachgesellschaft der geplanten europäischen Superbörse ihren Sitz in London haben soll. Das sorgte am Finanzplatz Frankfurt für viel Kritik.

Zusätzlich belastet wurde das Fusionsprojekt, weil Anfang Februar bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel ermittelt. Er soll ein millionenschweres Aktiengeschäft abgeschlossen haben, wenige Monate bevor die beiden Konzerne ihr Fusionsvorhaben öffentlich machten.

An der LSE hat sich die Deutsche Börse schon zweimal vergeblich versucht: Im Mai 2000 und im Frühjahr 2005 scheiterte der Plan zu einer Fusion mit den Londonern schon einmal.