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Das sind die Tricks der Einbrecher - und so können wir uns wehren

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Alle sieben Stunden wird in München eine Wohnung eingebrochen. Was die Täter magisch anzieht, zeigt eine Studie, in der erstmals die Einbrecher selbst zu Wort kommen. Darin enthüllen sie auch, wie man sich am besten gegen sie wehren kann...

München - Wer einen gepflegten Garten hat, trägt ein höheres Risiko. Denn wer sich das leisten kann – so das Kalkül der Einbrecher –, bei dem ist auch was zu holen. Diese These und jede Menge weiteres Gaunerwissen zeigt das neue 120 Seiten dicke Werk „Reisende Täter des Wohnungseinbruchs“ aus dem Kriminologischen Institut Niedersachsen. Vorweg: Hier geht es gezielt um ausländische Einbrecher und damit um jeden zweiten der 1055 Täter, die im vergangenen Jahr in Bayern geschnappt wurden. Für die Studie wurden ein Jahr lang 30 Häftlinge (29 Männer, eine Frau) im Alter zwischen 18 und 55 Jahren in deutschen Gefängnissen interviewt. Sie stammen aus 15 Nationen. Manche gingen allein auf Beutezug, andere waren Teil eines kriminellen Netzwerks. Die Studie zeigt, dass es mehrere Kriterien gibt, nach denen die Einbrecher ein Objekt auswählen.

Fette Beute

Manche Einbrecher halten gezielt nach Häusern und Wohnungen Ausschau, die lukrative Beute versprechen. Ein Mann berichtet: „Da war ein Audi A 6 vor dem Haus, ich sagte mir, die sind reich. (. . .) Ich nahm einen Apple Laptop mit, zack, zack, fünftausend Euro kostet der. Ich weiß, dass ich dafür in Polen 2000 Euro bekomme.“ Auch Gärten sind als Indikatoren beliebt. Ein Häftling erklärt: „Mir ist egal, ob das Haus schäbig ist. Mich interessiert auch nicht, ob in der Garage ein Mercedes steht. Aber falls man einen schönen Garten hat, weiß ich, dass man zu Hause viel Geld hat.“ Ein anderer gibt zu, 40 Minuten gebraucht zu haben, um die Anti-Einbruch-Rollos zu knacken. „Das war es wert. Da waren 20 000 Euro. Meine Mutter kriegt keine 42 000 Zloty Rente über vier Jahre. Ich habe das innerhalb von 45 Minuten verdient.“

Günstige Gelegenheit

Günstig heißt aus Sicht des Einbrechers: Das Risiko muss gering, der Zugang einfach sein. Ein Kroate erklärt: „Ich habe Wohnblocks gesucht, da kann man herumlaufen, das ist so wie im Park. So kann man sich genau anschauen, wo irgendwo Fenster gekippt sind.“ Und: Der Einbruch sollte ohne großen Aufwand möglich sein. Ein anderer Täter berichtet: „Jede Tür kannst du mit einer Plastikkarte öffnen. Und bei Kunststofffenstern steckt man den Schraubenzieher rein, und sie sind offen.“ Vor den Taten schauen die Gauner, ob Licht brennt, klingeln an der Wohnungstür oder lauschen, um herauszufinden, ob jemand daheim ist. Ein Häftling: „Wo kein Licht ist, da ist keiner zu Hause. So habe ich halt meine Wohnung ausgesucht.“

Auftragsarbeiten

In manchen Fällen übernehmen andere die Auswahl. Der Einbrecher bekommt eine Adresse. „Die haben mich angerufen, Geschäftsmänner, verschiedene Leute. Die wissen genau, ich verrichte immer gute Arbeit“, berichtet ein Täter stolz. Ein Einbrecher-Boss erklärt dazu: „Ich hatte 80 Menschen, die täglich für mich geklaut haben – dort, wo ich Anweisungen gegeben habe.“ Manche Täter bekommen Tipps von Freunden, die in Deutschland wohnen. Ein Häftling: „Meine Bekannten sagten mir, wo ich reingehen kann. Ich nahm CD-Spieler, Kameras oder Fernseher mit und sie gaben mir dafür Geld.“ Adressen, wo etwa der Enkeltrick-Betrug funktioniert, soll es gegen Bargeld geben: „Es gibt sogar eine CD in Polen, ich habe diese CD, in welcher Wohnung was ist.“

Tipps der Täter

Die Studie zitiert auch Einschätzungen der Häftlinge, was Einbrecher abschreckt. „Lass ein Licht an. Oder den Fernseher“, rät einer der Befragten. „Das ist gleichzusetzen mit hundert Alarmen. Ich höre an der Tür den TV – und lasse es.“ Abschließbare Fenster gelten in der Szene als ernstes Hindernis. „Aber ein normales Fenster ist wie ein offenes Fenster“, sagt ein Einbrecher. Ein anderer verrät: „Als die Handys kamen, kamen auch andere Alarmsysteme. Wir kauften Störsender, um das Signal zu stören.“

mw

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