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Interview zum Superteleskop: „In Geschichte des Universums blicken“

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So soll es aussehen: Das Extreme Large Telescope (ELT) soll in der Atacama-Wüste in Chile entstehen.
So soll es aussehen: Das Extreme Large Telescope (ELT) soll in der Atacama-Wüste in Chile entstehen. © ESO

Der Bau des neuen Superteleskop ELT läuft. Im Interview erklärt Dr. Bruno Leibundgut von der Garchinger ESO-Zentrale, was es damit auf sich hat.

München - Spannendes tut sich inmitten der Atacama-Wüste in Chile: Dort wurde am Freitag der Grundstein für das größte Teleskop der Welt, das ELT, gelegt. Es ist ein ambitioniertes Projekt der Europäischen Südsternwarte, ESO, einem Zusammenschluss aus 16 Mitgliedsstaaten zur Erforschung des Universums. Die tz sprach mit Dr. Bruno Leib­undgut von der ESO-Zentrale in Garching über das Superteleskop.

Der Hauptspiegel beträgt 39 Meter im Durchmesser. Was wollen Sie damit sehen?

Dr. Bruno Leibundgut: Das wichtigste Ziel ist, einen erdähnlichen Planeten um einen sonnenähnlichen Stern zu finden. Klingt einfach, ist aber in etwa so, als würde man eine Fliege, die um die Lampe des Nachbarn im Nebenhaus schwirrt, beobachten und untersuchen wollen.

Welche Ziele gibt es noch?

Dr. Leibundgut: Wir wollen möglichst weit in die Geschichte des Universums blicken. Licht braucht immer eine gewisse Zeit, um sich auszubreiten. Blicken wir z. B. in die Sonne, sehen wir sie so, wie sie vor rund acht Minuten aussah - weil ihr Licht so lang zur Erde braucht. Mit dem ELT wollen wir rund 12,5 Milliarden Jahre weit zurückblicken! Damals, kurz nach dem Urknall, gab es einen Übergang vom undurchsichtigen zum durchsichtigen Universum - das wollen wir untersuchen. Andere Aufgaben wären Galaxienentstehung und -entwicklung. Für mich persönlich sehr spannend: Galaxien bestehen aus vielen Sternen. Bisher konnten wir nur die Gebilde an sich sehen, nicht aber die individuellen Sterne. Das wird möglich.

Astronom Dr. Bruno Leibundgut arbeitet an der ESO-Zentrale in Garching.
Astronom Dr. Bruno Leibundgut arbeitet an der ESO-Zentrale in Garching. © fkn

Warum wurde die Atacama-Wüste in Chile ausgewählt?

Dr. Leibundgut: Die Gründe sind vielfältig. In der Atacama-Wüste ist der Himmel an 300 Nächten klar und damit beobachtbar. Durch die Stadtferne gibt es kaum Lichtsmog. Die Atmosphäre ist sehr stabil und wir haben wenig Luftturbulenzen. Und man sieht den Südhimmel. Das Zentrum der Milchstraße ist zum Beispiel nur von der Südhalbkugel zu sehen. Wir im Norden schauen ja immer aus der Milchstraße hinaus.

Wann gibt es erste Bilder?

Dr. Leibundgut: Das dauert leider noch etwas. Die Inbetriebnahme ist für November 2024 geplant. 

Interview: K. Basaran

Das ELT in Zahlen

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