Der King of Cool

An diesem Mittwoch vor 100 Jahren wurde der amerikanische Schauspieler und Sänger Dean Martin geboren. Er war ein Multitalent zwischen Komik und Lässigkeit und zu seiner Zeit erfolgreichster Entertainer der Welt.

Tobias Sedlmaier
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In lässiger Pose: Dean Martin (1917 - 1995). (Bild: cc 2.0/ ABC Television)

In lässiger Pose: Dean Martin (1917 - 1995). (Bild: cc 2.0/ ABC Television)

Ein Mann wie er war selbst in der goldenen Ära des amerikanischen Showbusiness eine einzigartige Rarität: Dean Martin verzauberte sowohl durch sein Vielfalt an Talenten als Sänger, Schauspieler und Entertainer wie auch durch den ergreifenden Schmelz in der Stimme und die sehnsuchtsvoll funkelnden Augen. Am 7. Juni 1917 wurde er unter dem Namen Dino Paul Crocetti in Steubenville, Ohio, geboren.

Der Sohn italienisch-amerikanischer Einwanderer wuchs in der «City of Churches» auf, die trotz ihrer grossen Zahl an Kirchen so fromm nicht war, sondern fest in der Umklammerung der Mafia steckte. Bis zu seinem fünften Lebensjahr sprach «Dino »nur italienisch, brach in der 10. Klasse die Schule ab. Während der Prohibitionszeit teilte er zuerst Schläge als Boxer, dann Karten als Croupier aus.

Aus «Dino» wird Dean

Inspiriert von Bing Crosby und seinem tiefen, gedehnten Crooner-Gesangsstil, wagt er zunächst als Dino Crocetti, dann als Dino Martini und schliesslich ab 1940 unter dem bleibenden Künstlernamen Dean Martin erste Schritte auf der Bühne. Noten konnte er zwar keine lesen, doch seine Stimme liess ihm die Frauenherzen nur so zufliegen.

Mitte der 40er Jahre lernte Martin den Komiker Jerry Lewis kennen. Aus der anfänglich lockeren Bekanntschaft entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit, die Lewis später sogar mit einer «Liebesbeziehung» verglich. Zusammen führte das gegensätzliche Duo ein wüst klamaukiges Slapstick-Programm in der Tradition von Abbott und Costello oder den Marx Brothers auf. Dabei spielte Martin, auch um Distanz zu übermässiger Ernsthaftigkeit und den Annäherungen des Publikums zu halten, den Betrunkenen, der gerade von der Bar auf die Bühne wankte. In Wahrheit war, zumindest in den Shows, zumeist Apfelsaft im Whiskeyglas.

Der US-amerikanische Sänger, Schauspieler und Entertainer Dean Martin wurde am 7. Juni 1917 in Steubenville, Ohio, geboren. 1995 starb er im Alter von 78 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. – Dean Martin mit Kim Novak am Set von «Küss mich, Dummkopf», 1964, von Billy Wilder. (Bild: Imago)
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Dean Martin mit Jeanne Martin, 1990. Jeanne Biegger war seine zweite Ehefrau. Martin hatte während ihrer Ehe zahlreiche Affären. 1973 liessen sie sich scheiden, lebten seit den 1980er Jahren jedoch wieder zusammen. (Bild: Imago)
Der Schauspieler mit Roger Moore, 1986. Die beiden spielten zusammen in «The Cannonball Run», 1981, dem vorletztem Spielfilm von Martin. Die Actionkomödie gilt jedoch als ein Tiefpunkt von Martins Filmkarriere. (Bild: Imago)
Der Regisseur Hal Needham konnte für «Auf dem Highway ist die Hölle» (The Cannonball Run) eine Reihe an Stars engagieren. Neben Martin (rechts), Roger Moore waren auch Sammy Davis Jr. (links), Farrah Fawcett und Burt Reynolds zu sehen. Als 66-Jähriger spielte Dean Martin noch in der Fortsetzung «Cannonball Run II» (1983), mit, seinem letzten Film. (Bild: Imago)
Nach kommerziell wenig erfolgreichen Filmen dreht Martin 1970 «Airport». Der mit Dean Martin, Burt Lancaster, Jean Seberg und Jacqueline Bisset hochkarätig besetze Katastrophenfilm war an den Kinokassen ein Hit – für Martin war es jedoch der letzte erfolgreiche Film. (Bild: Imago)
In den 1960er Jahren drehte er jährlich mehrere Film Western, Musicals und Komödien. Die Filme waren zwar immer hochkarätig, aber die Rollen anspruchslos. Dean Martin mit Earl Holliman, der Westernlegende John Wayne, Michael Anderson Jr. und Jeremy Slate in «Die vier Söhne der Katie Elder», 1965. (Bild: Imago)
Ein eher ungewöhnliches Duo geben Dean Martin und Alain Delon im Western «Zwei tolle Kerle in Texas», 1966, einem weiteren schnell gedrehten und von der Kritik verrissenen Film. (Bild: Imago)
In den parodistischen Spionagekomödien der Matt-Helm-Reihe gab Martin eine Art amerikanischer James Bond. Auch hier konnten die Auftritte von Ann-Margret (Bild) oder den europäischen Gaststars wie Daliah Lavi, Elke Sommer oder Senta Berger die schwachen Filme nicht retten. Bild: Szene aus «Die Mörder stehen Schlange», 1966. (Bild: Imago)
Mit seinem lässigen Charm verfestigte Martin – der mit seinen zahlreichen Affären immer wieder für Schlagzeilen sorgte – auch in weiteren Film sein Image als Lebemann und Herzensbrecher. Bild: Mit Lana Turner in «Immer nur deinetwegen», 1962. (Bild: Imago)
Auch Ursula Andresss verfällt in «Vier für Texas» seinem Charme, 1963. – Zu dieser Zeit war Martin Teil des Rat Pack, einer Gruppe von Entertainern rund um Frank Sinatra. Neben den Konzerten wirkten die Mitglieder auch in gemeinsamen Filmen mit. (Bild: Imago)
Das Rat Pack (Peter Lawford, Dean Martin, Sammy Davis und Frank Sinatra) spielte 1960 im Heist-Movie «Ocean's 11» zusammen. (Bild: Imago)
Nanette Fabray mit Dean Martin in der «Dean Martin Show». (Bild: Imago)
In «Some Came Running» spielte Dean Martin mit Frank Sinatra und Shirley MacLaine. Als Dave Hirsh (Frank Sinatra, l) aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrt, findet er sich in der Kleinstadt nicht mehr zurecht. Seine Freunde beschränken sich auf den Spieler Bama Diller (Dean Martin, r) und das leichte Mädchen Ginny Moorhead (Shirley MacLaine), das ihn liebt. (Bild: Imago)
Zsa Zsa Gabor neben Dean Martin während der Dreharbeiten für den Film - 3 Ring Circus (1954). (Bild: Imago)
Dean Martin mit seinem Comedy-Partner Jerry Lewis und der Schauspielerin Janet Leigh. (Bild: Imago)
Jerry Lewis spielt Dean Martin einen seiner Streiche. Ihre Show und die Filme lebten von Irritationen und Unterbrechungen. (Bild: Imago). Zum Artikel

Der US-amerikanische Sänger, Schauspieler und Entertainer Dean Martin wurde am 7. Juni 1917 in Steubenville, Ohio, geboren. 1995 starb er im Alter von 78 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. – Dean Martin mit Kim Novak am Set von «Küss mich, Dummkopf», 1964, von Billy Wilder. (Bild: Imago)

«Martin & Lewis» avancierte zur erfolgreichsten Entertainment-Marke Amerikas. Nach 10 Jahren und 16 gemeinsamen Filmen endete die Kollaboration 1956, Martin war höchst unzufrieden mit der Wahrnehmung seiner Rolle gewesen. Von 1965 bis 1974 hatte Dean Martin seine eigene, nach ihm benannte und wöchentliche ausgestrahlte TV-Show, die den nach seiner entspannten Bühnenpräsenz «King of Cool »genannten Entertainer zum bestbezahlten der Welt machte.

Hollywood und Rat Pack

Nach der Trennung von Lewis setzte Martin seine eigene Filmkarriere fort. In «The Young Lions» spielte er an der Seite von Marlon Brando einen Soldaten, in Howard Hawks Western «Rio Bravo» aus dem Jahr 1959 einen zitternden, alkoholkranken Hilfssheriff. Dazwischen folgten zahlreiche Erfolgsfilme, aber auch etliche Flops. Martins letzter Spielfilm, «Cannonball Run II», wurde 1984 ein letzter Misserfolg. Das Heist-Movie «Ocean’s Eleven» von 1960, in dem Martin zusammen mit Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. eine spektakuläre Raubserie in Spielcasinos durchführt, erhielt 2001 eine Neuverfilmung mit George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon und Julia Roberts.

Als Teil des «Rat Packs» trat Martin zusammen mit Sinatra und Davis Jr. in Las Vegas auf. Sein Lied «Everybody Loves Somebody (Sometimes)» wurde 1964 sein grösster Hit und verdrängte die Beatles von der Spitze der amerikanischen Hitparade. Insgesamt produzierte Martin im Lauf seiner Karriere mehr als 60 Alben, darunter auch Compilations.

Auf war Bühne war Martin der Lässige, im Privaten eher der Distanzierte. Viermal verheiratet blieb der umjubelte Entertainer stets ein Stück weit unzugänglich und undurchdringlich; so sagte seine Frau Jeanne bei der Scheidung, dass sie ihn nach 23 Ehejahren immer noch nicht gekannt habe. Seine beiden Passionen, das Rauchen und das Golfspielen, behielt er sein Leben lang bei.

Doch das Glück fand er nicht mehr in seinen letzten Jahren: 1987 stürzt sein Sohn mit dem Flugzeug ab. Martin verfiel dem Alkohol vollkommen, 1993 wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Am 25. Dezember 1995 starb Dean Martin mit 78 Jahren in Beverly Hills.