Warhols Trump-Tower in Wien

Anders als die Art Austria ist die neue Art Vienna im Leopold-Museum international und schliesst Kunst des 19. Jahrhunderts mit ein. Trotz den oft grosszügigen Messeständen sind die Wände aber allzu eng behängt, gerne mit plakativen Dekorations-Bildern.

Sabine B. Vogel, Wien
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Andy Warhol: "New York Skyscapers", 1981. (Bild: pd)

Andy Warhol: "New York Skyscapers", 1981. (Bild: pd)

Die Verwirrungen um die Wiener Kunstmessen gehen in die nächste Runde. Während es nicht so aussieht, als ob sich die Standortfragen bei den beiden bestehenden Verkaufsschauen in absehbarer Zeit klären würden, eröffnete mit der Art Vienna nun am Mittwoch eine weitere Kunstmesse in Wien.

Platzhirsch ist nach wie vor die Vienna Contemporary (VC) mit rund hundert internationalen Galerien, die im September in der Marx-Halle stattfindet – in hervorragenden Räumen, die sich bestens bewährt haben. Allerdings sucht die Stadt Wien neue Konzepte für diese Immobilie, will möglicherweise die hohe Halle in zwei Etagen unterteilen. Was das für die Zukunft der VC bedeutet, bleibt abzuwarten.

Viel Dekoratives

Die auf österreichische Kunst konzentrierte Art Austria musste dagegen gerade einen Raumwechsel vornehmen. Denn nach neun erfolgreichen Jahren im Leopold-Museum wurde ihr Vertrag letztes Frühjahr gekündigt. Jetzt wird die zehnte Ausgabe im März stattdessen im Palais Liechtenstein stattfinden. Den Standort der Art Austria im Leopold-Museum hat dagegen die brandneue Art Vienna übernommen, die dieser Tage über die Bühne geht. Messebetreiber ist M.A.C. Hoffmann, Veranstalter der Art & Antique in der Wiener Hofburg und in Salzburg.

Anders als die Art Austria ist die Art Vienna international und schliesst Kunst des 19. Jahrhunderts mit ein. Sechs Galerien sind nicht aus Österreich, darunter Damien Hirsts Shop «Other Criteria», wo Liegestühle und Kaffeetassen mit Künstleraufdrucken verkauft werden. In Wien bietet der Shop hauptsächlich Hirst-Drucke in hoher Auflage zu niedrigen Preisen.

Statt der geplanten 50 Aussteller konnte die Art Vienna nur 34 gewinnen. Obwohl sich der Direktor des Leopold-Museums, Hans-Peter Wipplinger, sehr aktiv für die Messe einsetzte, entschied sich keine der renommierten Wiener Galerien für eine Teilnahme – im Gegenteil: Viele sind verärgert über die zum Teil erschreckende Qualität an der ersten Ausgabe der Art Vienna. Trotz den oft grosszügigen Messeständen sind die Wände allzu eng behängt, gerne mit plakativen Dekorations-Bildern.

Zu den wenigen Höhepunkten der Art Vienna gehört die Münchner Galerie Florian Sundheimer, die Arbeiten kaum bekannter Zeitgenossen mit Grafiken von Heroen der Kunstgeschichte wie Eugène Delacroix oder Giorgio Morandi kombiniert – die Alten helfen den Jungen. Überzeugend ist auch die Einzelpräsentation von Rudolf Goessl.

Galeristin Andrea Jünger beschreibt den 1929 geborenen Maler als einen der «ersten österreichischen Künstler, die sich mit Colour Field Painting und monochromer Malerei beschäftigten» – Goessl sei der Ahnherr von Künstlern wie Herbert Brandl. Zu sehen sind fast meditative Abstraktionen aus transparenten Farblasuren der siebziger Jahre.

Kuriositäten

Aber die Messe birgt auch einige Kuriositäten. So tritt die kleine Wiener Alternativmesse Parallel hier als Kunsthandlung auf – ein neues Geschäftsmodell für Messen? Und Gerald Hartinger Fine Arts (Wien) zeigt neben Arbeiten Basquiats und Street-Art auch ein unverkäufliches Werk: Andy Warhols «New York Skyscrapers»: 1981 besuchte Donald Trump den Pop-Art-Künstler. Trump wollte ein Bild seines damals noch im Bau befindlichen Trump Tower. Das Treffen blieb ohne expliziten Auftrag, trotzdem begann Warhol eine kleine Serie goldener, schwarzer und silberner Drucke – die Trump nicht farbenfroh genug waren.

So aktuell das Werk ist, so erstaunlich ist die Erklärung einer Galeriemitarbeiterin: Das Werk sei selbst unter Kennern kaum geläufig. (Bis 26. Februar)