Ein Basquiat für Japan – und die ganze Welt

Neuer Auktionsrekord in New York: Ein Gemälde des afroamerikanischen Künstlers Jean-Michel Basquiat ist am Donnerstag für 110,5 Millionen Dollar versteigert worden.

Philipp Meier
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Es war der mit Abstand höchste Preis, der bisher für ein Werk des 1988 mit 27 Jahren verstorbenen Künstlers Jean-Michel Basquiat erzielt wurde. Der Verkäufer an der Auktion für Gegenwartskunst von Sotheby's in New York hatte es 1984 zum Preis von 19 000 Dollar erworben. Dem jetzigen Rekordzuschlag ging ein zäher Bieterwettbewerb zwischen einem anwesenden und einem telefonisch zugeschalteten Interessenten voraus.

Das Gemälde «Untitled» von Jean-Michel Basquiat brachte bei Sotheby's in New York 110,5 Millionen Dollar. (Bild:pd/© Pro Litteris)

Das Gemälde «Untitled» von Jean-Michel Basquiat brachte bei Sotheby's in New York 110,5 Millionen Dollar. (Bild:pd/© Pro Litteris)

Obsiegt hat schliesslich der japanische Milliardär Yusaku Maezawa, der das Werk mit dem Titel «Untitled» und der Darstellung eines totenkopfartigen Schädels für seine Sammlung und insbesondere sein in seiner Heimatstadt Chiba in Japan geplantes Privatmuseum erworben hat. Ausgerufen wurde das Bild bei 57 Millionen Dollar, das Auktionshaus rechnete mit einem Erlös von rund 60 Millionen Dollar.

Aus dem Untergrund emporgestiegen

Für den afroamerikanischen Künstler bedeutet der Preis einen neuen Weltrekord. Basquiat ist indes schon lange ein Star der amerikanischen Nachkriegskunst. 1960 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren, wurde der Künstler haitianisch-puerto-ricanischer Abstammung durch seine Graffiti-Kunst entdeckt und schaffte als erster Schwarzer in einer damals von Weissen dominierten Kunstszene den Durchbruch. Basquiat starb 1988 an einer Überdosis Drogen.

Nun hat eines seiner Bilder auch den Sprung in das oberste Preissegment des weltweiten Kunstmarkts geschafft. Dieses wird aber immer noch angeführt vom grossen Meister der klassischen Moderne, Picasso. Mit einem Verkaufspreis von 179,4 Millionen Dollar gilt sein Gemälde «Les femmes d'Alger» als bisher teuerstes Bild auf dem Auktionsmarkt. Dieser Preis wurde 2015 bei einer Auktion in New York erzielt.

Noch 2013 war Francis Bacons «Triptychon» mit Porträtstudien von Lucian Freud mit 142 Millionen Dollar das teuerste je versteigerte Kunstwerk. Zur Spitzenliga gehört auch die Bronzeplastik des «Zeigenden Mannes» von Alberto Giacometti, die 2015 stolze 141 Millionen Dollar erzielte. Im Bereich der Plastik stellte Giacomettis «Schreitender Mann» im Februar 2010 mit 104,3 Millionen Dollar einen Preisrekord für ein plastisches Kunstwerk auf. Über der magischen Marke von 100 Millionen Dollar kam zuvor bereits Picasso mit einem surrealistischen Aktbild von 1932 zu liegen, das 2010 gar 106,5 Millionen einspielte und lange der Rekordhalter überhaupt auf dem Auktionsmarkt blieb, bis Munch im Jahr 2012 mit 119 Millionen Dollar diesen Rekord brach.

Ein Jungunternehmer und Kunstfreund

Wer aber sind die Käufer solch astronomisch teurer Kunst? Nicht immer sind es Neureiche auch Russland oder China. Diesmal ist es ein Jungunternehmer aus Japan: Der 1975 geborene Yusaku Maezawa kann eine beachtliche Laufbahn vorweisen. Nach seinem Studium ging Maezawa nach Amerika und spielte dort in einer Band. Nach seiner Rückkehr nach Japan gründete er 1998 den Online-Shopping-Giganten Start Today Co., 2004 kam die Online-Fashion-Plattform Zozotown hinzu.

Maezawa ist aber nicht nur erfolgreicher Unternehmer, sondern auch passionierter Kunstsammler. Neben einer Kollektion von alter japanischer Kunst besitzt er Werke von Alberto Giacometti, Picasso, Donald Judd, Jeff Koons, Bruce Nauman, Richard Prince und Christopher Wools. Bevor Maezawa seinen neu erworbenen Basquiat als Herzstück in sein Museum integrieren will, beabsichtigt er offenbar, das Bild als Leihgabe rund um die Welt in Ausstellungen zu geben.