Kunst und Kleid

Die Kunst steht derzeit im Mittelpunkt in New York. Neben der Frieze findet die aus Maastricht nach New York importierte Tefaf statt, mit einem reichen Aufgebot an moderner Kunst und Design.

Andrea Köhler, New York
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Der Stand von Dickinson's an der Tefaf Spring in New York. (Bild: pd/Casey Fatchett)

Der Stand von Dickinson's an der Tefaf Spring in New York. (Bild: pd/Casey Fatchett)

Das Online-Magazin Artnet hat anlässlich der dieses Wochenende in New York stattfindenden Frieze Art Fair einen Fragebogen für «Dummies» zusammengestellt, 14 Fragen, «die eigentlich gar nicht so dumm sind». Erste Frage: «Was ist eigentlich eine Kunstmesse?»

Wer darauf eine Antwort sucht, hat derzeit am Hudson jedenfalls genügend Anschauungsmaterial. Neben der Frieze findet auch die aus Maastricht nach New York importierte Messe The European Fine Art Fair (Tefaf) statt, die – nach einer Verkaufsschau für Kunstwerke von der Antike bis zum 20. Jahrhundert im letzten Herbst – nun mit einem reichen Aufgebot an moderner und zeitgenössischer Kunst sowie Design für potente Kunstkäufer aufwartet.

Die Kunst steht also derzeit im Mittelpunkt in New York, und Jeff Koons gab dafür letzten Montag schon mal die Devise aus. Der grösste künstlerische Event New Yorks, erklärte der Pop-Art-Star, sei die Fashion-Gala im Metropolitan Museum, ein Celebrity-starkes Mega-Spektakel für das Costume-Institut des Museums. In einer Zeit, in der Kunst und Mode oft nicht mehr auseinanderzuhalten sind, ist «the perfect blend of fashion and art» (Koons) bei der von Hollywoodstars und Designern heiss umkämpften Metropolitan-Gala in der Tat schwer zu überbieten.

Spektakulärer Laufsteg

Es liegt somit nahe, dass die Galerie Gmurzynska aus Zürich den prominenten Laufsteg-Designer Alexandre de Betak einlud, für ihren Stand das spektakulärste Setting der Tefaf zu kreieren, ein brutalistisches Interieur, in dem die Werke von Léger, Schwitters oder Christo wie Stars auf dem roten Teppich zur Geltung kommen. Auch Artnets Frage Nummer 6, «Was ziehe ich an?», ist also nicht so weit hergeholt, beantwortet sich hier freilich fast von selbst: «Schwarz passt hier immer.»

Wer auf der Tefaf einen de Kooning für 12 Millionen Dollar erwirbt, hat den Dresscode der Kunstwelt meist ohnehin mit der Muttermilch eingesogen. Doch auch wer nur zum Spass durch die von Herzog & de Meuron sublim renovierten Hallen der Park Avenue Armory streift, um all die versammelten Picassos, Twomblys oder Mirós zu würdigen, wird meist mit erlesener Zuvorkommenheit umworben. Nicht jede Galerie freilich lässt sich bei den Preisen unmittelbar in die Karten schauen.

Unter all dem Erwartbaren gibt es auch manches, das nicht nur das professionelle Sammlerherz höher schlagen lässt: zwei kleine Richter für jeweils 995 000 Dollar etwa oder einen Sean Scully für 665 000 Dollar bei Richard Green.

Hübsch wären auch ein Mini-Chamberlain für den Schreibtisch (235 000 Dollar) sowie ein hinreissender Josef Albers, frisch vom Estate eingetroffen, für 700 000 Dollar (bei Zwirner). Ein Beuys bei der Galerie Thomas aus München könnte das Motto für die betörende Dekoration der Hallen liefern, die allein den Besuch wert ist: «Lasst Blumen sprechen.»

Die Farbe Rosa

93 Galerien aus aller Welt sind bei der Tefaf versammelt, und sie alle buhlen um das kaufkräftige amerikanische Kunstsammler-Publikum. Harte Konkurrenz haben sie derzeit freilich in der Frieze, die auf Randall Island ihre Stände aufgebaut hat und nach der Art Basel Miami Beach als die zweitwichtigste Messe für zeitgenössische Kunst der USA firmiert.

Nicht wenige Galerien haben sich dort der die Kunstwelt derzeit besonders bewegenden Frage gewidmet, wie (Verweis) politisch die Kunst in Zeiten von Trump sein muss. Protestkunst etwa bei der just mit dem Frieze Stand Prize ausgezeichneten Galerie P. P. O. W. aus Manhattan. Und die New Yorker Galerie Cheim & Read präsentiert als Tribut an den «Women's March» Kunst in der Farbe der Pussy Hats. So oder so kommt man in New York derzeit um die Kleiderfrage offenbar nicht herum.