Wie das Zeichen die Furcht zähmt

Anfangs erscheint die Welt Tom wie ein furchterregender Wald. Doch indem er sie zeichnet, wird sie ihm immer vertrauter.

Ueli Bernays
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Wirklichkeit und Phantasie sind voller wunderlicher Wesen. (Bild: pd)

Wirklichkeit und Phantasie sind voller wunderlicher Wesen. (Bild: pd)

Wenn das Leben einem Angst einjagt, ist es manchmal am besten, man zeichnet es auf. Das hat Tom herausgefunden. Über ein Blatt Papier gebeugt, versucht er all die Wesen zu bannen, die ihm anfangs aus einem Wald erscheinen, der so tief und dunkel ist wie im Märchen von Schneewittchen.

Toms Bilder zeigen im Wunderland des Lebens aber bald auch lustige Freunde wie Donald Duck oder Mickey Mouse. Oder phantastische Tiere aus den Tiefen von Zeiten und Meeren. Gleichzeitig spiegelt sich in den Zeichnungen auch die immer lebhaftere Wirklichkeit. Toms Familie wird grösser. Die Schweizer Mama, die sich einst in Rom in den italienischen Papa, einen Hotel-Rezeptionisten, verknallt hat, schenkt Tom zwei Brüder: Michel zuerst, der mit Behinderungen geboren wird, aber kämpferisch durchs Leben geht; später folgt Ricardo, der sich in der Welt der Insekten auskennt.

Im Comic «Wunderland» schildert der Schweizer Zeichner Tom Tirabosco alias Tom mit zarten Grafit-Schraffuren und warmen Grautönen frühe Momente seiner Biografie. Dabei dokumentiert er neben Familienleben (insbesondere den heftigen Streitereien der Eltern), Bildung und Pubertät auch seinen eigenen künstlerischen Weg.

Tom Tirabosco: Wunderland (Avant-Verlag, Berlin 2017, 136 Seiten, Fr. 35.90).