Zeit des Umbaus

Die zweite Spielzeit des ZKO unter dem Musikdirektor Daniel Hope bringt mit dem Maag-Areal und der Pfauenbühne zwei neue Spielstätten in Zürich und erweitert auch das künstlerische Angebot mit dem Format «Art is in Residence».

Thomas Schacher
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Das Zürcher Kammerorchester mit seinem neuen Musikdirektor, dem Geiger Daniel Hope. (Bild: ZKO)

Das Zürcher Kammerorchester mit seinem neuen Musikdirektor, dem Geiger Daniel Hope. (Bild: ZKO)

Es geht aufwärts mit dem Zürcher Kammerorchester (ZKO). Nach dem Tiefpunkt in der Saison 2014/15 – der letzten unter Principal Conductor Roger Norrington – mit noch gut 54 000 Besuchern weist die Statistik für die Interimssaison 2015/16 eine Zahl von knapp 62 000 Besuchern aus. Und in der laufenden Saison, der ersten unter dem neuen Musikdirektor Daniel Hope, könnte die Kurve noch steiler nach oben gehen.

Seit der kommunikationsbegabte Geiger im Sommer 2016 das Zepter des ZKO in die Hand genommen hat, weht beim traditionsbewussten Kammerorchester ein frischer Wind. Dafür verantwortlich sind auch Direktor Michael Bühler und Konzertmeister Willi Zimmermann. An der Medienorientierung im ZKO-Haus stellte das Triumvirat nun die Saison 2017/18 vor.

Im Maag-Exil und anderswo

Die Herausforderung des auf drei Jahre veranschlagten Tonhalle-Umbaus ab Herbst 2017 geht das Zürcher Kammerorchester auf seine Weise an. Der überwiegende Teil der «grossen» Konzerte wird im umgebauten Maag-Areal stattfinden; der kleinere auf der Pfauenbühne des Schauspielhauses, die man bereits in der laufenden Saison auf ihre Tauglichkeit testet.

Aufgewertet wird das ZKO-Haus im Seefeld, wo weiterhin die Kinderkonzerte, die sonntägliche Kammermusikreihe, die weihnächtliche «Opera Box» (diesmal mit «La vie parisienne» von Offenbach) und das bereits in dieser Spielzeit ins Leben gerufene Format «Director's Cut» aufgeführt werden. Damit das Haus der stärkeren Nutzung gerecht werden kann, wird seine Infrastruktur im Sommer ausgebaut.

Im ZKO-Haus findet auch das einzige Konzert unter dem Motto «Focus Contemporary» statt; es wäre zu wünschen, dass auch dieser Ansatz zu einem Zyklus ausgebaut wird. Einen Artist in Residence gibt es in der kommenden Saison nicht, dafür wird neu das experimentelle Format «Art is in Residence» geschaffen. Die herkömmliche Konzertform wird dabei erweitert, indem sich die Musik mit anderen Künsten verbindet.

Da realisieren zum Beispiel Tänzerinnen und Tänzer der Mailänder Scala zu Bachs «Goldberg-Variationen» eine Choreografie von Heinz Spoerli. Die Zürcher 3-D-Künstlergruppe Projektil visualisiert Max Richters Bearbeitung von Vivaldis «Vier Jahreszeiten». Oder die Schauspielerin Katja Riemann liest bei einem reinen Mozart-Programm aus dessen derben Bäsle-Briefen.

Jungspund und Altmeister

Im grossen Abonnement treten die Gastdirigenten Jukka-Pekka Saraste und Roger Norrington auf, bei den Solisten natürlich Hope selber, zudem die Geiger Gil Shaham und Isabelle Faust, die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova, die Trompeterin Tine Thing Helseth und bei den Pianisten Jungspund Jan Lisiecki und Altmeister Menahem Pressler.

In den Programmen gibt sich das grosse Abo sehr traditionell, wohl aus der Überlegung heraus, dass man die Risiken der neuen Spielstätte des Maag-Areals nicht noch zusätzlich mit den «Risiken» zeitgenössischer Kompositionen befrachten will. Ganz nach dem heutigen Geschmack vor allem eines jüngeren Publikums ist dagegen die neue Homepage, auf der beispielsweise die kommende Saison in einem Video zusammengefasst wird.

Auslandtourneen

Einen immer wichtigeren Stellenwert bekommen unter Hope die Auslandtourneen des ZKO. 2017/18 reist das Orchester unter anderem nach Südamerika und nach Deutschland, zudem ist es zu Gast am Menuhin-Festival in Gstaad, am Schleswig-Holstein-Musik-Festival und an den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Die Zürcher Präsenz soll dabei – so Michael Bühler – nicht abgebaut werden.

Alle Programme unter www.zko.ch.