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Film Filmfestspiele Cannes

Das stärkste Cannes-Programm seit Jahren

Filmredakteur
epa05672626 (FILE) A file picture dated 16 May 2016 shows Irish-Ethiopian actress Ruth Negga after the screening of 'Loving' during the 69th annual Cannes Film Festival, in Cannes, France. Ruth Negga is one of the nominees in the category 'Best Performance By An Actress In A Motion Picture _ Drama', the Hollywood Foreign Press Association announced in Los Angeles on 12 December 2016. EPA/JULIEN WARNAND | epa05672626 (FILE) A file picture dated 16 May 2016 shows Irish-Ethiopian actress Ruth Negga after the screening of 'Loving' during the 69th annual Cannes Film Festival, in Cannes, France. Ruth Negga is one of the nominees in the category 'Best Performance By An Actress In A Motion Picture _ Drama', the Hollywood Foreign Press Association announced in Los Angeles on 12 December 2016. EPA/JULIEN WARNAND |
Roter Teppich in Cannes
Quelle: picture alliance / dpa
Das Programm für die Filmfestspiele von Cannes ist da, und es verschlägt einem den Atem. Mit den Filmen, die in diesem Jahr zu sehen sein werden, hätte man leicht fünf Berlinalen füllen können.

Da sage noch einer, Cannes sei nachtragend. Vor drei Jahren schickte Fatih Akin, erbost darüber, dass Cannes ihn hinhielt, seinen Film „The Cut“ lieber zur Konkurrenz nach Venedig. Nun widerfährt ihm wieder die höchste Ehre, die die Festivaldirektion vergeben kann: Sein neuster Film „Aus dem Nichts“ läuft im Wettbewerb, der zweite nach „Auf der anderen Seite“.

„Aus dem Nichts“ ist ein Thriller über die Liebe der Protagonistin Katja (Diane Kruger in ihrem 40. Film in ihrer ersten deutschsprachigen Rolle) zu ihrer Familie über den Tod hinaus. Katjas Leben zerbricht plötzlich, als ihr Mann und ihr Sohn bei einem Bombenanschlag sterben. Die Polizei fasst zwei Verdächtige: ein junges Neonazi-Paar. Und Katja kämpft um Gerechtigkeit. In weiteren Rollen: Ulrich Tukur und Denis Moschitto.

Ein „Western“ aus Deutschland

Und noch ein zweiter deutscher Film erhielt eine Einladung ins Hauptprogramm: Valeska Grisebachs „Western“ erzählt von einer Gruppe deutscher Bauarbeiter auf den Weg zu einer Auslandsbaustelle in der bulgarischen Provinz. Das fremde Land weckt Abenteuergefühle bei den Männern.

HANDOUT - Diane Kruger geht in einer Szene von "Aus dem Nichts" durch eine Straße. Der neue Film von Regisseur Fatih Akin, der voraussichtlich Ende 2017 in die Kinos kommt, soll beim Filmfestival in Cannes (Frankreich) vorgestellt werden. (zu dpa "Filmfestival Cannes: Deutschsprachige Filme gut im Rennen" vom 13.04.2017) ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Film und nur bei Urhebernennung Foto: Gordon Timpen/016 bombero int./ Warner Bros. Ent./dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ |
Diane Kruger in ihrer ersten deutschsprachigen Rolle: Aufnahme aus Fatih Akins neuem Film "Aus dem Nichts"
Quelle: picture alliance / Gordon Timpen

Gleichzeitig werden sie mit ihren Vorurteilen und ihrem Misstrauen konfrontiert. Produziert wurde „Western“ von der Berliner „Komplizenfilm“ – und dort von Maren Ade, die voriges Jahr mit „Toni Erdmann“ in Cannes sämtliche Herzen eroberte, außer die der Jury.

„Happy End“ im Wettbewerb

Das Jubiläumsprogramm der 70. Ausgabe von Cannes verschlägt einem, über Akin und Grisebach weit hinaus, beinahe den Atem, so viel cinematografisches Versprechen enthält es. Wie allseits erwartet, startet der neue Michael Haneke „Happy End“ im Wettbewerb, ein in Calais angesiedeltes Drama vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise. Wie in „Amour“ sind Isabelle Huppert und Jean-Louis Trintignant dabei, der sich ein zweites Mal aus seinem Ruhestand hat locken lassen.

Außerdem im Wettbewerb: Der neue François Ozon („L’amant double“, mit Jacqueline Bisset), Todd Haynes („Wonderstruck“ mit Michelle Williams und Julianne Moore), Sofia Coppola („Die Verführten“, mit Nicole Kidman, Elle Fanning, Kirsten Dunst), Noah Baumbach („The Meyerowitz Stories“, mit Adam Sandler, Emma Thompson, Ben Stiller), Kornél Mundruczo („Jupiter-Mond“, über einen Flüchtlingsjungen, der schweben kann wie ein Engel), Jacques Doillon („Rodin“, die Biografie des Bildhauers).

Kein echter Godard

Und schließlich: „Redoutable“, der neue des „The Artist“-Regisseurs Michel Hazanavicius, der den jungen Jean-Luc Godard und sein Werben um die blutjunge Schauspielerin Anne Wiazemsky zeigt. Schade nur, dass wir nicht als Parallelvorführung den neusten echten Godard „Image et parole“ zu sehen bekommen, der auch im Gespräch war, aber auf nächstes Jahr geschoben wurde.

Und das ist ja nur der Wettbewerb. Als Sondervorführungen schlagen unter anderem an der Croisette auf: David Lynchs neue „Twin Peaks“, Kristen Stewarts Regiedebüt „Come Swim“, Claude Lanzmanns Nordkorea-Film „Napalm“, Vanessa Redgraves Regiedebüt (mit 80!) „Sea Sorrow“, Takashi Miikes Manga-Verfilmung „Blade of the Immortal“, Abbas Kiarostamis Vermächtnisfilm „24 frames“ (er starb letzten Juli) und Arnaud Desplechins in Cannes spielender Film-im-Film-Film „Les phantomes d’Ismael“ zur Eröffnung.

Fünf Berlinalen

Es ist ein Aufgebot prominenter und hoffnungsvoller Regisseure, mit dem man fünf Berlinale-Wettbewerbe füllen könnte. Dass ein paar Hollywood-Blockbuster, mit denen man halb gerechnet hatte – Guy Ritchies „King Arthur“, „War Machine“ mit Bad Pitt“ – nun doch fehlen, lässt sich problemlos verkraften.

Eine der interessantesten Vorgänge ist stattdessen dieser: Netflix hat mit den „Meyerowitz Stories“ und Bong Joon Hos „Okja“ erstmals zwei Filme im Wettbewerb. Die spannende Frage ist, ob diese Filme danach ins Kino kommen, oder kurz nach Cannes in den Stream geladen werden. Auf jeden Fall ist der Lockruf von Cannes so stark wie seit Jahren nicht mehr.

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