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  4. Stadtschloss Berlin: Gefährdet ein Kuppelkreuz die weltanschauliche Neutralität?

Kunst und Architektur Säkularisierung

„Das Kuppelkreuz repräsentiert etwas, das es nicht mehr gibt“

Streit über Kreuz auf der Kuppel

Im Jahr 2019 soll das neue Berliner Stadtschloss fertig sein. Doch nun gibt es Diskussionen über ein historisches Detail. Auf der Kuppel prangte einst ein vergoldetes Kreuz. Beim Neubau ist das umstritten.

Quelle: N24/Kevin Knauer

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In Berlin sind Senat, Linke und Grüne gegen ein Kreuz auf der Kuppel des Stadtschlosses. Nun schaltet sich Intendant und Kunsthistoriker Horst Bredekamp ein. Die Kritik trage „einen Zug von Ikonoklasmus“.

Der Mit-Intendant des Berliner Humboldt-Forums, der Kunsthistoriker Horst Bredekamp, hat das geplante Kreuz auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses gegen Kritik in Schutz genommen. „Das Kreuz ist natürlich ein christliches Zeichen. Aber es symbolisiert ein Verständnis von Christentum, ein Bündnis zwischen Thron und Altar, das vergangen ist“, sagte Bredekamp im Gespräch mit der WELT AM SONNTAG. „Das Kuppelkreuz repräsentiert etwas, das es nicht mehr gibt. Es ist der aufgerichtete Zweifel an sich selbst.“

Damit reagierte Bredekamp auf die Debatte um die geplante Kuppelrekonstruktion des Berliner Stadtschlosses. Der Berliner Senat sowie Politiker von Linkspartei und Grünen fordern, dass entgegen der ursprünglichen Pläne kein Kreuz auf der Kuppel errichtet wird. Andernfalls sei die weltanschauliche Neutralität des Humboldt-Forums, das ins Stadtschloss einziehen soll, in Gefahr.

Horst Bredekamp, der an der Berliner Humboldt-Universität lehrt, ist einer der berühmtesten Kunsthistoriker der Welt. Seit 2015 bildet er gemeinsam mit Neil MacGregor und Hermann Parzinger die Gründungsintendanz des Humboldt-Forums.

Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp stellt am 05.05.2015 in Berlin im Bundeskanzleramt die Gründungsintendanz des künftigen Berliner Humboldtforums vor. Foto: Stephanie Pilick/dpa | Verwendung weltweit
Der Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp
Quelle: picture alliance / dpa

Im Interview mit der WELT AM SONNTAG sagte Bredekamp nun: „Der Widerstand gegen das Kreuz, gegen einen vor Jahren getroffenen Beschluss, Berlins Stadtschlosskuppel historisch zu rekonstruieren, trägt einen Zug von Ikonoklasmus.“

Als Motiv für die Proteste vermutete er die Säkularisierung der Gesellschaft. „Berlin ist statistisch die religionsfernste Gemeinschaft auf der Welt. Hier sind etwa 80 Prozent der Menschen nicht religiös gebunden. Im Rest der Welt sind 80 Prozent religiös.“

Bredekamp betonte, die Auseinandersetzung um das Kreuz sei im Grunde nicht lösbar. „Ich habe viele Mails bekommen. Die überwiegende Mehrheit, ich will dies nicht bewerten, besagte sinngemäß: Wenn ihr das Kreuz nicht baut, seid ihr ein leise knackendes Rädchen der Kulturmaschine namens ,Unterwerfung‘, wie Michel Houllebecq das in seinem Roman beschrieben hat.“ Egal, ob das Kreuz nun gebaut werde oder nicht, Protest werde es so oder so geben, so Bredekamp. „Jede Lösung wird Gegenreaktionen hervorrufen, unausweichlich.“

Streit über Kreuz auf der Kuppel

Im Jahr 2019 soll das neue Berliner Stadtschloss fertig sein. Doch nun gibt es Diskussionen über ein historisches Detail. Auf der Kuppel prangte einst ein vergoldetes Kreuz. Beim Neubau ist das umstritten.

Quelle: N24/Kevin Knauer

DW

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