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  4. Donald Trump: Was „The Apprentice“ über sein Personalmanagement verrät

Medien Donald Trumps Tugenden

Sei loyal. Sei reich. Und zeige niemals Schwäche

"Go hard or go home": Donald Trump mit seiner Tochter Ivanka im Finale der 6. Staffel von "The Apprentice" "Go hard or go home": Donald Trump mit seiner Tochter Ivanka im Finale der 6. Staffel von "The Apprentice"
"Go hard or go home": Donald Trump mit seiner Tochter Ivanka im Finale der sechsten Staffel von "The Apprentice"
Quelle: FilmMagic
Donald Trump stellt derzeit sein Kabinett zusammen. Worauf er bei Personalentscheidungen Wert legt, verrät seine Reality-Castingshow „The Apprentice“. Diese sechs Kriterien sind ihm besonders wichtig.

Donald Trump ist dabei, ein neues Kabinett zusammenzustellen, und alle Welt schaut zu wie bei einer aufwendig produzierten Realityshow. Sie beobachtet zum Beispiel Linda McMahon, ihres Zeichens langjährige Leiterin des Wrestling-Vermarkters WWE, die einst großzügig an Trumps wohltätige Stiftung spendete – und nun Chefin der US-Behörde für kleine Unternehmen werden soll.

Oder Stephen Bannon, den designierten Chefstrategen des Weißen Hauses, der vorher die rechtspopulistische Nachrichtenwebsite „Breitbart“ geleitet hat.

Je länger die Liste der zumindest fragwürdigen Ernennungen wird, desto mehr stellt sich die Frage, von welchen Kriterien sich Trump bei seiner Personalpolitik eigentlich leiten lässt. Praktischerweise hat Trump selbst zu dieser Frage bereits eine ganze Fernsehserie gedreht: „The Apprentice“ (zu Deutsch etwa: „Der Lehrling“).

„The Apprentice“ ist eine von Mark Burnett kreierte Realityshow, die seit 2004 erfolgreich läuft. Es gibt 16 Kandidaten, allesamt mit einem unternehmerischen Hintergrund, die Donald Trump von ihren Fähigkeiten als Manager zu überzeugen versuchen. Die Kandidaten werden in zwei Teams aufgeteilt, und in jeder Folge treten diese Teams gegeneinander an. Beobachtet werden sie dabei von zwei Beratern Trumps. Am Ende jeder Folge müssen drei Vertreter des jeweiligen Verliererteams im Boardroom antreten, und einer von ihnen wird gefeuert.

Donald Trump Sign during Donald Trump's 'The Apprentice' Sign Thanking New York City at Trump Tower in New York City, New York, United States. (Photo by Ron Galella/WireImage)
"You're fired": Werbeplakat von "The Apprentice" in New York
Quelle: WireImage

Die Aufgaben werden zum Staffelende hin anspruchsvoller. Geht es zum Beispiel in Episode eins der ersten Staffel darum, wer mehr Limonade verkaufen kann, müssen die Teams im Finale ein Konzert von Jessica Simpson in Trumps „Taj Mahal Casino“ organisieren oder ein Golfturnier auf einem von Trumps Plätzen managen. Der Gewinner der Show darf die Leitung bei einem von Trumps Projekten übernehmen. Im Fall der ersten Staffel: den Bau des Trump Towers in Chicago.

Schaut man sich die Staffel eins von 2004 genauer an, bemerkt man einige Merkmale, auf die Trump bei seinem Personalmanagement offenbar besonderen Wert legt.

1. Es muss nicht die Ivy League sein

Wie schon bei der Auswahl der Kandidaten offensichtlich wird, ist ein Top-Lebenslauf keine zwingende Grundvoraussetzung für ein gutes Standing bei Trump. Unter den 16 Anwärtern gibt es zwar Harvard-MBAs und Doktoren der Medizin. Aber Kandidat Troy zeigt, dass man auch ohne höhere Bildungsabschlüsse weit kommen kann. Troy stammt aus Idaho und hat sein Studium geschmissen, um sich um Mutter und Schwester zu kümmern. Trotzdem wird er erst in der zwölften Woche von „The Apprentice“ mit den Worten „You’re fired“ aussortiert.

2. Trump weiß Bildung zu schätzen

„Education is not a bad thing“ (Bildung ist keine schlechte Sache), hören wir Trump zu Anfang der Staffel sagen. Auch wenn er, wie gesagt, niemanden aufgrund mangelnder Bildung ausschließt, so zieht er doch im direkten Vergleich die klassische Schulbildung dem Arbeitercharme vor. Der erwähnte Troy aus Idaho muss in Woche zwölf nämlich nur gehen, weil Trump sich zwischen ihm, einem Harvard-Absolventen und einem Bachelor der Loyola University of Chicago entscheiden muss.

Donald Trump, Melenia Knauss, Katrina Campins, Heidi Bressler and Omarosa (Photo by Jamie McCarthy/WireImage for In Touch Weekly)
"Fashion Episode": In der sechsten Staffel müssen die Kandidaten sich auch einmal im Modegeschäft beweisen
Quelle: WireImage for In Touch Weekly

Unter den Top fünf sind am Ende vier Kandidaten mit höherem Bildungsgrad, zwei davon mit einem MBA. Aber ob Harvard oder Schulabbrecher, alle Bewerber haben eines gemeinsam: den Erfolg. Sie haben ein eigenes Kreditgewerbe (besagter Troy), sind Restaurantbesitzer, Venture Capitalist oder Politikberaterin im Weißen Haus. Trump bedient sich nur vom Besten.

3. Loyalität, Loyalität, Loyalität

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Donald Trump scheint kein materielles oder immaterielles Gut in dieser Welt, vermutlich nicht einmal die bare Münze, über Loyalität und Vertrauen zu stellen. Über Carolyn Kepcher und George H. Ross, seine beiden Berater bei „The Apprentice“, sagt er: „I would trust them with my life“ (Ich würde ihnen mein Leben anvertrauen).

Von den Bewerbern wird die gleiche Loyalität erwartet. Gleich in Folge zwei wird Kandidat Jason Curis wegen vermeintlichen In-den-Rücken-Fallens zur Rede gestellt: Alle Teammitglieder werden gefragt, wie sie Jasons Leistung als Teamleader fanden: „Ich denke, Jason hat seine Sache gut gemacht, seine Entscheidungen waren wohlüberlegt“, erklärt Nick – und ist damit der einzige Unterstützer von Jason.

Donald Trump, Stefani Schaeffer and Ivanka Trump during "The Apprentice" Season 6 Finale at The Hollywood Bowl at Hollywood Bowl in Hollywood, California, United States. (Photo by Mathew Imaging/FilmMagic) ++ Trump Biografie ++
Heißer Stuhl: Donald und Ivanka Trump nehmen eine Kandidatin ins Kreuzverhör
Quelle: FilmMagic

Dieser zeigt später allerdings wenig Dankbarkeit, sondern wählt Nick aus, um in den Boardroom mitzukommen, wo die Kündigungen drohen. „Nick?“, sagt Trump im Boardroom zu Jason, „das kommt überraschend. Er war sehr nett zu dir! Er war der eine Typ, der dich wirklich verteidigt hat. Das ist ein wenig unloyal.“ Am Ende sitzt Jason auf der Straße vor dem Trump Tower.

4. Schwäche zeigen nur die Schwachen

Verlierer kann Trump weiß Gott nicht in seinem Kabinett gebrauchen. Und noch weniger an der Spitze eines seiner Projekte (was ja der Preis bei „The Apprentice“ ist). „Go hard or go home“: Was sich heute anhört wie das Motto eines 14-Jährigen, der das Pumpen im Fitnessstudio für sich entdeckt hat, hätte damals durchaus die stille Maxime der ersten Staffel von „The Apprentice“ sein können.

Ständig werden die aufstrebenden Entrepreneure kritisiert, wenn sie Zeichen von Schwäche oder gar Passivität zeigen. Häufig finden sich die Betroffenen nach solcher Kritik in einem Taxi zum Flughafen wieder. Unfreiwilliger Hauptdarsteller und statuiertes Exempel diesmal: David Gould in der ersten Woche.

Die Teams sollten möglichst viel Limonade verkaufen, Davids Team hat verloren. Bei der anschließenden Besprechung sagt er: „Sales is not my forte“ – Verkauf ist nicht meine Stärke. Eine Bemerkung, die Kepcher mit einem abfälligen und skeptischen Blick hinüber zu Trump kommentiert.

Dieser kritisiert David später mit den Worten: „You even admitted that you would not have been a good leader“ (Du hast sogar zugegeben, dass du keinen guten Anführer abgeben würdest). Dann wird David abgesägt. Die größte Schwäche, die man in „The Apprentice“ zeigen kann, besteht darin, Schwäche zu zeigen.

5. Geld ist immer gut

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Bei nahezu jeder Aufgabe, die die Teams absolvieren müssen, wird der Erfolg am Ende ausschließlich danach bewertet, wie groß der erwirtschaftete Gesamtgewinn war – ein Maßstab, der je nach Sachverhalt nicht besonders viel Sinn ergibt.

Auch die Preise, die das siegreiche Team am Ende einer Challenge erhält, sind nichts anderes als die Perversion gewordene Darstellung von Wohlstand. Mit dem Flugzeug zum Abendessen und am gleichen Abend zurück? Kein Problem. Champagner gibt es hinterhergeschmissen, auf die teuren Ledersitze in der Limousine. Oder wie wäre es mit einem Spaziergang durch Trumps persönliche Suite?

Die Kandidaten kommentierten das vor Prunk nur so strotzende Apartment entsprechend eifrig mit Sätzen wie: „This is, like, rich, this is really, really rich“ (Das ist reich, das ist sehr sehr reich).

6. Weiß sein kann nicht schaden

Last but not least, Donald Trump scheint weiße Bewerber zu bevorzugen. Ein Blick auf das Gruppenfoto von der ersten Staffel genügt: Hier wird Diversität nicht nur nicht großgeschrieben, sondern vermutlich sogar falsch. Von 16 Bewerbern sind nur zwei, Omarosa und Kwame, dunkelhäutig (immerhin schneiden die beiden im Laufe der Show einigermaßen gut ab).

Die restlichen Bewerber entsprechen einem erschreckend eingleisigen Stereotyp von dem, was man als typische amerikanische, weiße Mittel- bis Oberschicht beschreiben könnte. Die Bewerberinnen sind dabei übrigens auffallend attraktiv. Das mag dem Format Fernsehen geschuldet sein. Trump selbst wird es allerdings auch nicht groß gestört haben.

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