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Hamburg „Duckomenta“

Wo es Daisy Duck mit Nofretete aufnimmt

Da hat Daisy Duck wohl das Antlitz der Pharaoengattin Nofretete angenommen. Wäre da nur nicht dieser Schnabel Da hat Daisy Duck wohl das Antlitz der Pharaoengattin Nofretete angenommen. Wäre da nur nicht dieser Schnabel
Da hat Daisy Duck wohl das Antlitz der Pharaoengattin Nofretete angenommen. Wäre da nur nicht dieser Schnabel
Quelle: dpa
Chronologisch korrekt und mit hohem Wiedererkennungswert: In der Hamburger Ausstellung „Duckomenta“ kommen Donald und Daisy Duck als Ikonen der Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichte daher.

Diese Nachricht ist keine Zeitungsente: Die Schau „Duckomenta – MomEnte der Weltgeschichte“ watschelt in Hamburg-Harburg ein. Ohne viel Federlesens hat das Archäologische Museum den seit 1986 international tourenden Publikumsmagneten übernommen. Auf ehrwürdige Elfenbeinstatuetten aus der Eiszeit folgen von Freitag an bis zum 4.Februar rund 300 Exponate aus der Disney-Dynastie.

Die anthropomorphen Vögel schmücken sich mit fremden Federn. Sie kommen als Figuren und Persönlichkeiten der Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichte einher, die in den Bildungskanon eingeflogen sind. Das reicht vom Neandertaler bis zum Comandante Che Guevara, von der Büste der ägyptischen Pharaonengattin Nofretete bis zu Roy Lichtensteins Pop-Art-Kunst. Die Ente hinterließ ihren Körperabdruck als Urvogel Archäopteryx im Sand der Zeit, und auch der Fußabdruck im Mondstaub besitzt Schwimmhäute.

Der Daniel Düsentrieb des Ententanzes ist der comicbegeisterte und inzwischen emeritierte Braunschweiger Kunstsoziologieprofessor Eckhart Bauer. Um ihn scharrt sich die Künstlergemeinschaft interDuck, die in den Achtzigerjahren als studentische Gruppe im Geiste der Lustigen Taschenbücher zusammenfand. Außer Bauer bilden heute Anke Doepner, Voker Schönwart, Rüdiger Stanko und Ommo Wille den harten Kern der Firma.

Das Künstlerquintett will die Vorbilder ernst nehmen

Man nehme die Vorbilder absolut ernst, beteuern die Entenschöpfer und geben sich redlich viele Müh’ mit dem lieben Federvieh. Computeranimiert ist nichts, die Enten in Öl sind Ehrensache. Vom Selbstverständnis her ordnet sich das Quintett aber „mehr im Bereich der angewandten Kunst ein“, erklärt Doepner.

Auf die Leinwand gebannt oder in Stein gemeißelt nehmen es die Ducks also in weltberühmten Verkleidungen mit den bedeutendsten (kunst-)historischen Ikonen auf. Onkel Donald besteht als glückloser Ötzi nur noch aus Haut und Knochen oder hat sich als Caspar David Friedrichs romantischer „Wanderer über dem Nebelmeer“ im Elbsandsteingebirge ganz offensichtlich verlaufen. Tante Daisy trägt als „Mona Lisa“ ein zwar rätselhaftes, schnabelbedingt jedoch ziemlich breites Lächeln zur Schau, und Onkel Dagoberts Verzweiflung darüber, dass er Carl Spitzwegs „Armen Poeten“ mimen soll, ist ganz offensichtlich. Besser steht ihm die herrschaftliche Pose, die er als „Goethe in der Campagna“ einnimmt.

"Dagobert Duck in der Campagna" - berühmter ist Goethe in dieser Pose - im 18. Jahrhundert gemalt von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
"Dagobert Duck in der Campagna" - berühmter ist Goethe in dieser Pose - im 18. Jahrhundert gemalt von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
Quelle: dpa

Auch die gewitzten Neffen haben gewichtige Rollen auszufüllen: Tick Duck etwa spielt ein byzantinisches Jesusküken mit Glorienschein, Trick und Track saugen als Romulus und Remus an den Zitzen der Römischen Wölfin – die bei genauem Hinsehen enorme Ähnlichkeit mit Pluto hat. Übrigens tragen alle Werke halbwegs ulkige Duck’sche Titel, der besseren Lesbarkeit wegen wurden sie hier in die menschliche Sprache übertragen.

Der ganze Qua(r)k ist eine Familienausstellung und, so Museumschef Rainer-Maria Weiss, ein „Riesenspaß“, der ein breites Publikum anziehen soll. Zudem werde die Kunstgeschichte ganz richtig und chronologisch erzählt, nur eben mit etwas anderen Protagonisten. Die Schau inszeniert ein paralleles Entenuniversum und erstreckt sich über beide Museumshäuser. Extra für Harburg hat die Firma InterDuck eine gotische Bildtafel kreiert, die den Hamburger Missionar St. Ansgar darstellt. An dessen Seite: sein treuer Schüler, der Erpel Rimbert. Als Ansgar 845 einem Wikingerüberfall auf die Hammaburg nur knapp entkam und schließlich nach Bremen floh, blieb der Erpel an der Elbe und gründete Entenwerder. So viel aus der Parallelwelt. Ente gut, alles gut.

Folgende Meldung könnte sich als Ente entpuppen: Der Landesarchäologe Weiss sowie der Ausstellungskurator und Sammlungsleiter Michael Merkel sollen vor Kurzem Mitglieder in der Pfadfinderorganisation Fähnlein Fieselschweif geworden sein.

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